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Patrik Majer Interview

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Patrik Majer

Zählt man die besten Produzenten im deutschsprachigem Raum auf, darf sein Name nicht fehlen: Patrik Majer. Auf seiner Kundenliste stehen bekannte Künstler wie Nick Cave and The Bad Seeds oder Nina Hagen, aber vor allem auch die ursprünglich weniger bekannten, die unter seinen Fittichen haben Flügel wachsen lassen. Mit den Lemonbabies prägte er in den 90ern maßgeblich den Sound einer selbstbewussten Girlband, die jahrelange Zusammenarbeit mit Wir Sind Helden bescherte ihm 2006 einen Echo als bester Produzent, mit derösterreichischen Singer-Songwriterin Saint-Lu zeigte er, dass auch Mainstream-Popmusik ehrliches Bauchkribbeln erzeugen kann. Was Majer anpackt, macht er zu 150% Prozent.

Doch bei all dem Perfektionismus, hat er auch eine Schwäche: Patrik Majer kann sich nicht entscheiden. Muss er auch nicht. Er ist Produzent, Mischer, hat ein eigenes Studio, ist Gründer und Inhaber eines eigenen Musikverlags und, seit kurzem, auch eines eigenen Labels. Mit viel Ausdauer und einer guten Portion Besessenheit, baute er sich sein „Freudenhaus“-Imperium auf, auf dessen Spitze nur er als alleiniger Herrscher thronen darf. Was etwas diktatorisch daherkommt, ist für ihn mehr ein Befreiungsschlag. Wie das gemeint ist, erzählte er uns im Interview.

Was hat dich dazu bewegt Musikproduzent zu werden? Wie bist du es angegangen?

Eigentlich war es kein Ziel von mir, Produzent zu werden. Ich bin da einfach reingerutscht. Denn ursprünglich ging es mir „nur“ darum, Musik aufzunehmen und in einem Tonstudio zu arbeiten. Alles andere kam dann nach und nach automatisch.

Welche sind deine aktuellen Projekte? Woran arbeitest du zurzeit?


Zurzeit produziere ich das Debut-Album von U3000. Außerdem arbeite ich mit der neuen, vielversprechenden Band Nosoyo zusammen. Und natürlich Saint Lu, die ihr drittes Album angeht. Ansonsten mische ich viel, letztens das tolle Album von Joy Wellboy.

Was macht einen guten Musikproduzenten aus?


Eine schwierige Frage, da es viele Varianten eines Musikproduzenten gibt. Letzen Endes geht es aber immer darum, das Beste aus dem Künstler/ der Band heraus zu holen.

Als in Deutschland tätiger Produzent, arbeitest du vor allem mit Künstlern aus dem deutschsprachigen Raum. Welche Vor- und Nachteile hat das?


Das mischt sich mittlerweile. Es gibt, vor allem in Berlin, viele internationale Künstler mit denen ich arbeite. Was auffällig ist, ist dass das Anspruchsdenken bei Leuten aus dem Ausland meist größer ist und öfter über den Tellerrand hinaus geschaut wird. Auch die Herangehensweise an Musik ist öfter eine andere.

Was haben große Musiknationen wie USA oder Großbritannien, was Deutschland nicht hat?


Eine Musikkultur und Musiktradition, die schon in jungen Kinderjahren aufgesogen wird und später dafür sorgt, dass viele in ihrer musikalischen Ausbildung und in ihrer künstlerischen Herangehensweise um Jahre voraus sind als der deutsche Durchschnitt.

Was muss ein Künstler haben, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen?


Talent und vor allem etwas Besonderes.

Wenn du dir einen idealen Künstler / eine ideale Band backen könntest, die du gern produzieren würdest - wie würde der Künstler / die Band klingen?


Ziemlich schrecklich. Ich glaube nicht an „konstruierte“ Künstler.

Kommen wir zur Technik. Welches ist dein Lieblingsspielzeug im Studio?


Meine Mikrofone und mein Mischpult.

Würdest du dich selbst in der Rolle als Produzent eher als Techniker oder als Künstler bezeichnen?


Genau in der Mitte, was meine Person angeht. Aber am Ende ist die Technik nur Handwerk und hat vielleicht nur einen Anteil von 25%. Emotionen, Psychologie und anderes ist weitaus wichtiger.

In den Schauspielerkreisen herrscht das Gerücht, dass ein gewonnener Oscar einen Fluch mit sich bringt, da man danach nur in bestimmten Kategorien verbucht wird. Du hast mit der Band Wir Sind Helden, die du entdeckt und mit aufgebaut hast, einen Echo gewonnen. War dieser Preis ein Fluch oder ein Segen?


Da der Echo nicht so einen hohen Stellenwert hat außerhalb Deutschlands, war er für mich auch nie besonders wichtig. Der Echo hat sicherlich geholfen in einigen Situationen, aber viel wichtiger ist mir das Bild von einem Musikbesessenen, der gerne eigene Wege geht und in erster Linie neue junge Talente aufbaut.

Am 1. August 2014 hast du, neben dem Freudenhaus Studio und Musikverlag, das Label Freudenhaus Recordings ins Leben gerufen. Was hat dich zu diesem Schritt bewegt?


Ich wollte meinen Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Sachen zu veröffentlichen, ohne ewig auf ein Label zu warten. Denn die meisten Plattenfirmen sind heute leider nicht mehr in der Lage, neue Künstler von Grund auf aufzubauen. Sie steigen meist erst ein, wenn schon eine gewisse Popularität vorhanden ist. Somit werden die Aufgabengebiete von Leuten wie mir zwangsläufig immer größer und spannender.

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