Skip to main content

🌈 Unsere Artist Pages haben sich verbessert! 🌈 Erfahre mehr

Alle Erfolgsgeschichten

Interview mit Ola Englund

Teile diesen Artikel auf
Ola englund photo with guitar

Der Schwedische Gitarrist und Produzent Ola Englund ist der Kopf der Bands "The Haunted" und "Feared", war Mitglied der US-Kultband "Six Feet Under" und ist vor allem als eigentlicher Gear-Guru bekannt. Sein YouTube-Kanal hat über 60'000 Abonennten und seine Gear-Test-Videos wurden bereits über 18 Millionen Mal angesehen. Wir unterhielten uns mit Ola über seine Ansichten zu Social Media und natürlich YouTube im Besonderen. Seine Tipps zum erfolgreichen Aufbau eines YouTube-Kanals sind Gold wert! Zudem gibt es das Neuste zu Ola's Zusammenarbeit mit Washburn und Randall.

Uns scheint, dass du ein Paradebeispiel für einen Musiker bist, der es versteht, die Möglichkeiten des Internets zu nutzen, um eine loyale Fanbase aufzubauen. Wie hast du es bis zu diesem Punkt gebracht, was ist deine Philosophie?

Das war einfach etwas, das ich entdeckt hatte, als ich in diversen Internetforen herumhing. Das war noch in der Zeit vor Facebook, als Social Media noch aus Foren und Myspace bestand. Ich habe nie etwas Grösseres mit Myspace angestellt, weil für mich das Format so überholt war. Ich konnte mich viel besser in Foren austauschen, Wissen sammeln und zurückgeben. Wenn man anderen hilft, bekommt man auf natürliche Art und Weise Respekt und mit Respekt erlangst du eine höhere Aufmerksamkeit. Heute ist die Musikszene mit so vielen grossartigen Bands gesättigt. Die Aufmerksamkeitsspanne ist so gering geworden, dass es nur schon eine Herausforderung ist, die Leute dazuzubringen, sich deine Musik anzuhören.

Mit dem regelmässigen Herausgeben von Material, Videos und Tutorials ist es mir gelungen, ein ständiges Wachstum an Anhängern zu gewährleisten. Es ist eigentlich gar nicht so schwierig: Arbeite dir den Arsch ab und sei selbst kein Arschloch, dann wird’s schon klappen.

Schauen wir uns doch die verschiedenen Sparten genauer an. Dein YouTube-Kanal hat über 63‘000 Abonnenten! Deine „gear tests“ sind mittlerweile schon fast legendär und sehr beliebt. Kannst du uns etwas dazu sagen, wie du zu diesen Ideen gekommen bist, und was du dir damals überlegt hattest?

Wenn man früher auf YouTube nach bestimmtem Equipment suchte, war ein schlechtes Video mit üblem Ton alles, was man finden konnte. Ich dachte mir: Was, wenn ich versuchen würde, mein angesammeltes Wissen in meinen eigenen Videos anzuwenden? Meine Frau und ich hatten uns gerade eine HD-Cam als Hochzeitsgeschenk geleistet, das war noch zu der Zeit, als HD-Kameras sehr teuer waren. Mein Plan war, diverse Gitarren-Amps zu Hause aufzunehmen. Testen wollte ich den Verstärker mit einem Backing-Track von einem meiner eigenen Songs. Die Leute könnten sich so den Amp in einem Metal-Kontext anhören. Der Tutorial-Aspekt meiner Videos kam ganz natürlich, als mich die Leute immer mehr nach Produktionstipps fragten.

In deinen Tests deckst du eine grosse Spanne an Equipment ab: Amps, Ampsimulationen für iPads, Preamps, Plugins, Instrumente usw. Du führst den Test normalerweise, wie du schon erwähnt hast, mit einem deiner eigenen Songs aus. Wie wählst du deine Testobjekte aus?

Als ich noch meine eigenen Amps aufnahm, fragten mich viele Leute in schwedischen Foren an, ob ich nicht ihre Amps testen wolle und so nahm das Ganze die heutige Form an. Es gibt viele Amps in Stockholm, also fuhr ich in der ganzen Stadt herum, um die Amps anderer Leute abzuholen oder wieder zurückzubringen. Heute würde ich das sicherlich nicht mehr tun, aber zu dieser Zeit hatte ich sehr viel Spass daran. Immer wenn ein neues interessantes Produkt herauskam, stellte ich sicher, dass ich eines zur Probe bekam. Heute kontaktieren mich die meisten Firmen direkt an, um Demos von Ihren Produkten zu bekommen. Es ist viel einfacher, sich das Material schicken zu lassen, als Stunden zu fahren, um einen Amp abzuholen.

Kannst du mit YouTube schon einen bedeutenden Teil deines Einkommens verdienen?

Ich würde nicht sagen, dass es ein bedeutender Teil meines Einkommens geworden ist, aber es ist ein entscheidender Faktor, der mich dorthin gebracht hat, wo ich heute bin und ich anderswo Geld verdienen kann.

Wenn man die Entwicklung der Studiotechnologie über die letzten 10-15 Jahre betrachtet, welches sind für dich die grössten Errungenschaften und was war eine totale Zeitverschwendung?

Für Songwriter und Heimstudios würde ich sagen, dass Toontrack mit ihren inspirierenden Produkten an vorderster Front steht. Mit EZ-Drummer und Superior Drummer zielen sie auf Gitarristen wie mich ab, die sich keine Aufnahmen mit echtem Schlagzeug leisten können. Und man merkt immer, dass ihnen der Songwriting-Aspekt ganz allgemein wichtiger ist, als einfach eine weitere Sample-Library herauszugeben.

Für mich als Gitarristen war der Line6-Pod die erste wahre Revolution im Homerecording-Bereich. Ich kann mich erinnern, dass ich mir den Pod geholt hatte und völlig weggeblasen war, als ich ihn an meine Stereoanlage anschloss: es klang einfach unglaublich gut. Heute gibt es eine Menge fantastischer Produkte für‘s Gitarristen-Heimstudio, z.B. Fractal Audio’s AxeFx oder Kemper’s Profiling Amp.

Ich glaube nicht, dass ich etwas kenne, das eine Zeitverschwendung gewesen wäre. Die schlechten Produkte werden normalerweise unter einem Haufen guter Produkte vergraben. Die Leute sind heutzutage ziemlich wählerisch, und so scheiden die schlechten Produkte ziemlich schnell wieder aus dem Markt aus.

Vor allem aber bist du ein begnadeter Gitarrist und spielst bei der US-Band „Six Feet Under“ sowie deinen eigenen Bands „Feared“ und „The Haunted.“ Wie wichtig sind Liveauftritte für dich?

Liveauftritte sind die Höhenpunkte in einem Musikerleben. Es gibt kein besseres Gefühl, als einen Typen in der Menge zu sehen, der die Musik geniesst und total abgeht. Ausserdem ist es schön, die Leute nach einem Konzert zu treffen. Als eigentlicher Bedroom-Gitarrist macht es mir sehr viel Spass, raus zu gehen und „echte“ Leute zu treffen. Ausserdem ist es sehr inspirierend, wenn ich mit „Six Feet Under“ an einem abgelegenen Ort auf Tour bin und ich plötzlich am Konzert einen Typen mit einem „Feared“ T-Shirt sehe. Es macht mich sehr stolz.

Der US-Instrumentenhersteller Washburn wird bald schon deine Signaturmodelle herausbringen, die „Solar“-Serie. Wie ist diese Zusammenarbeit entstanden und was ist der letzte Stand?

Ich sprach schon früher ein wenig mit ihnen, als ich noch einen anderen Endorser-Vertrag hatte. Als dieser zu Ende ging, landete ich bei Washburn. Dieses Jahr (2014) geben wir verschiedene Solar-Modelle für jedes Budget heraus. Ich bin begeistert!

Wie wichtig ist es für dich, Musik zu verkaufen?

Musik zu verkaufen ist für mich nicht so wichtig, wie in so vielen Shops wie möglich präsent zu sein. Verschiedene Länder und Märkte haben verschiedene Arten, wie Musik gekauft und konsumiert wird. Spotify in Schweden, iTunes in den USA, Amazon in Deutschland usw. Ich kann das nicht steuern. Am Ende hoffe ich einfach, dass genügend Leute mich unterstützen wollen, indem sie meine Musik kaufen.

Du bist auch als Lehrer und Soundprogrammierer verfügbar. Wie ist das zustande gekommen?

Im Moment habe ich leider fast keine Zeit mehr, das auch noch zu machen. Ich bekomme viele Anfragen bezüglich Produktion und so sitze ich halt lieber einmal persönlich mit jemandem zusammen. So ist es viel einfacher, eine Technik zu zeigen.

Es sieht so aus, als ob du deine Nische gefunden hast und dass du allen deinen Aktivitäten etwas Positives abgewinnen kannst. Stimmt dieser Eindruck?

Du musst einfach die Karten, welche dir zugeteilt wurden, richtig spielen. Ich bin sehr dankbar für das, was ich erreicht habe. Es ist wichtig, dass man sich daran erinnert. Ich habe dafür allen meinen Anhängern zu danken. Sie bringen mich ständig von meinen Ego-Trips runter.

Wie würdest du - in einer perfekten Welt - dein Geld verdienen?

Am liebsten würde ich Videospiele spielen, hahaha. Aber ernsthaft, wenn ich einfach live spielen könnte, herausgehen könnte und Leute treffen, wäre das wunderbar. Aber das Geschäft ist halt einfach das, was es heute ist und man kommt darum herum, verschiedene Einkommenskanäle zu haben.

Was können wir als nächstes von dir erwarten, was ist in der Pipeline?

Das neue „The Haunted“ Album wird noch dieses Jahr herauskommen und ich werde einige Tours und Festivals spielen. Ich arbeite ausserdem an meinem eigenen instrumentalen „Solar“-Album. Es wird völlig anders klingen als die Alben meiner Metal-Bands, viel sanfter und mehr in Richtung Ambient. Und wie es im Moment aussieht, werde ich um die Welt reisen und Clinics für Washburn und Randall durchführen. Vielleicht sehe ich euch bald dort!

Teile diesen Artikel auf