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My Expansive Awareness

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Artist my expansive awareness

Die einen nennen es heute Neo-Psych, andere sehen darin ein neues Erwachen und wieder andere glauben, es hätte nie aufgehört zu existieren. Was Spanien betrifft gehören My Expansive Awareness zweifelsohne zu den wiedererkennbarsten und aktivsten Gesichtern der Bewegung.

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Interview

Die Rede ist von Psychedelia und was schon mal klar ist - wir erleben und genießen momentan eine Zeit, in der man mehr und mehr Musik dieser Art begegnen kann, auch das Wort selbst lässt sich in vielen Festival- und Veranstaltungsnamen wiederfinden. Was Spanien betrifft gehören My Expansive Awareness zweifelsohne zu den wiedererkennbarsten und aktivsten Gesichtern der Bewegung. Und nicht nur als Band. Seit sie bei ihrem Label und der Agentur Analog Love sind, haben sie die Musikszenen ihrer Stadt Zaragoza und Madrids gut Leben eingehaucht und die spannendsten Vorschläge der Iberischen Psychedelia in Form von Schallplatten materialisiert. Anlässlich der Veröffentlichung ihrer ersten 7”-Vinyl, die digital durch iMusician vertrieben wird, freuen wir uns über ein Gespräch mit der mehrköpfigen Band, die mit allem, was sie sind, für Psychedelia zu stehen scheinen.

1/ In jedem Musikgenre gibt es Bands, die einfach nur eine andere Band kopieren, und anstatt einen Schritt weiter zu gehen und nach einem einzigartigen Klang zu suchen, beschränken sie sich darauf, wie andere zu klingen. Bei euch ist das anders, auch wenn es Einflüsse von Bands von vor einem halben Jahrhundert gibt, liefert ihr einen frischen Sound mit einem eigenen Charakter. Was unterscheidet euch, eurer Meinung nach, von anderen Bands? Was, würdet ihr sagen, tragt ihr persönlich zur Musik oder zur Szene bei, in der ihr euch bewegt?

Wir versuchen immer, etwas Besonderes zu machen, etwas, was unseres ist und gleichzeitig allen gehört, es gibt aber keine Bücher, die dir das so beibringen würden… Wer sind wir? Warum sind wir? Was wollen wir? Vielleicht sind es unsere Songs, die uns von anderen Bands unterscheiden, und der Fakt, dass sie alle von uns sind und von niemand anderem. Das ist vielleicht nicht so leicht zu verstehen, aber was wir damit sagen wollen ist, wir verkörpern unsere Erfahrungen und Emotionen durch die Musik, die wir spielen, was wiederum auf allem basiert, was wir zuvor gehört oder über die Jahre gelernt haben, und wir versuchen immer über das hinauszugehen, was offensichtlich und oberflächlich ist. Aber so oder so, wir haben noch einen langen Weg vor uns, um unseren echten und authentischen Sound zu entdecken, falls so etwas überhaupt möglich ist…

2/ Eure letzte Single, die vor zwei Wochen herauskam, wurde komplett analog aufgenommen und man kann sie auch als 7’’ erwerben. Was war das für eine Erfahrung? Habt ihr, was den Aufnahmeprozess angeht und den Sound, den ihr erhalten habt, einen wesentlichen Unterschied bemerkt? Hat sich das auf die Kompositionen ausgewirkt?

Für die Kompositionen hat es keine Rolle gespielt, weil die Songs schon fertig waren, noch bevor wir wussten, dass wir in diesem Studio und auf diese Art aufnehmen würden. Die Erfahrung war sehr positiv und bereichernd, denn gewisser Weise war es so, als würden wir die Aufnahme auf eine handwerkliche Art machen, mit Maschinen, Röhren, Knöpfen, Tapes, Geräuschen… Alles ist echter und klingt darüber hinaus auch noch großartig. Wir werden die Erfahrung sicher wiederholen.

3/ Mit Analog Love habt ihr bereits zwei Crowdfunding-Kampagnen erfolgreich durchgeführt. Überlegt ihr, das für weitere Veröffentlichungen in Zukunft wieder zu machen? Welchen Rat hättet ihr für eine Band oder ein Label, die planen, auf diese Weise ein Album zu finanzieren?

Wir haben nicht so schnell wieder vor, ein Crowdfunding zu machen, um die Leute nicht zu übersättigen. Es ist aber in jedem Fall eine gute Methode, ein Album zu finanzieren, weil man Leuten dadurch die Möglichkeit gibt, sich mit einem Album oder Projekt zu verbinden, sich als Teil davon zu empfinden und mit einem eigenen Sandkörnchen dazu beizutragen, dass es eine reale Form annehmen kann. Für eine Band oder ein Label hat es etwas Positives, weil man kein finanzielles Risiko hat und man erkennen kann, wie Leute einen unterstützen und einem helfen, und das ist immer gut.

4/ Gemeinsam mit Analog Love macht ihr auch Konzertpromotion und organisiert das Zaragoza Psych Fest, das inzwischen schon drei Auflagen hinter sich hat. Hat dieser Aspekt eine wichtige Rolle gespielt und euch auch als Band auch einen guten Impuls gegeben? Denkt ihr, ihr werdet das Festival noch viele Jahre organisieren oder glaubt ihr, dass die psychedelische Welle in ein paar Jahren etwas an ihrer Kraft einbüßen könnte und dass das Festival letztendlich ein breiteres Spektrum abdecken können muss?

Sicherlich, das Eine befördert das Andere. Als Promoter zu arbeiten und eine Beziehung mit anderen Bands, anderen PromoerterInnen und Veranstaltungsorten zu haben, hilft, die Band voranzubringen, Gigs mit Leuten zu bekommen, mit denen du schon vorher gearbeitet und die du besser kennengelernt hast. Gleichzeitig ist es aber auch für nichts eine Garantie. Wir sehen uns das Zaragoza Psych Fest noch viele Jahre organisieren. Es stimmt aber auch, dass wenn wir uns weiter vergrößern sollten, wir das Stilspektrum erweitern werden. Dabei werden wir aber immer das Wesen des freien Geistes, eines wachen Bewusstseins und des Experimentierens, die Psychedelia ausmachen, bewahren.

5/ Auch wenn es Rock und Pop waren, die Psychedelia vor vielen Jahrzehnten bekannt gemacht haben, deckt sie viele Musikrichtungen ab, und viel mehr noch als ein Musikgenre kann man sie als einen Sound definieren, der die Musikrichtungen durchdringt. Was sind für euch die Charakteristika dieses Sounds, der einem Musikgenre das Label ‚psychedelisch‘ verleihen kann?

Wir könnten sagen, dass Psychedelia für uns jede Art von Musik (und Kunst) ist, die mit Klängen spielt und experimentiert, die über das Offensichtliche hinausgehen und die dich in andere Realitäten befördern. Für uns hat Psychedelia im Wesentlichen einen introspektiv-mystisch-spirituellen Charakter. Während andere Musikstile das Ziel haben, die Menschen tanzen oder Spaß haben zu lassen, transzendiert Psychedelia all das und dringt vor in die Geheimnisse des Universums und des menschlichen Geistes. Uns ist auch klar, dass das Infragestellen des Etablierten und das Bedürfnis nach etwas zu suchen, das anders und besser ist, eine weitere Säule dieser Musik bilden und es ist eine Art, wie man die Welt betrachten kann.

6/ Abgesehen von der Musik finden viele, dass Psychedelia in ihrem Wesen eine Neubewertung der Realität ist, in der wir leben und wie wir diese wahrnehmen, eine Suche nach einer Wahrheit, die über unsere Sinne und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und das große Ganze hinausgeht. Hat für euch der Begriff Psychedelia eine Bedeutung, die über den rein musikalischen Aspekt hinausgeht?

Ja, Psychedelia ist nicht nur Musik oder Kunst… Sie ist, wie du schon richtig gesagt hast, eine Art die Welt zu sehen, den Menschen, die Natur und die Wirklichkeit als Ganzes. Sie bedeutet, dass vieles auf vielerlei Weise sein kann, dass es keine absoluten Wahrheiten gibt und dass das Experimentieren und die Kreativität wunderbare Türe öffnen können, von denen du nie geglaubt hättest, dass es sie gibt. Psychedelia bedeutet, dort Türen zu sehen, wo andere nur Mauern sehen, in der Dunkelheit die Schönheit zu erkennen und etwas davon zu verstehen, wie man die Schönheit eines Baumstammes wertschätzen kann.

7/ Seitdem ihr als Band angefangen habt, seid ihr fieberhaft dabei sowohl Musik zu veröffentlichen als auch Konzerte zu spielen, und ihr seid in vielen Veranstaltungsorten, auf Festivals und auch in vielen verschiedenen Ländern aufgetreten. Was waren die Live-Erlebnisse, die euch am meisten berührt haben?

Wir haben in Wirklichkeit viele wundervolle Erinnerungen an alle möglichen Konzerte. In unserer Heimatstadt Zaragoza hatten wir viele besonders gute und emotionale, auch in Madrid hatten wir wirklich schöne Erlebnisse. Wenn wir uns aber für eins entscheiden müssten, wäre es wahrscheinlich das Konzert, das wir im Januar 2015 in Berlin gespielt haben. Es war das erste Mal, dass wir außerhalb von Spanien aufgetreten sind und natürlich war das in Berlin, der Veranstaltungsort war total überfüllt, dass manche sogar nicht mehr reinpassten. Das Publikum hat es geliebt und hatte eine großartige Zeit, der Sound war sehr gut und an dem Abend sind wir mit Camera aufgetreten, einer unserer deutschen Lieblingsbands. Es war alles unglaublich.

8/ Ihr freut euch bestimmt, dass ihr in diesem Jahr beim Primavera Sound mit dabei seid? Wie geht es euch damit und welche Erwartungen habt ihr? Welche Auftritte sind außerdem noch geplant?

Wir sind sehr glücklich, dass wir bei einem so bekannten Festival wie dem Primavera Sound mit im Programm stehen. Bisher waren wir dort nur als Gäste oder haben dort jahrelang großartige Konzerte erlebt. Wir sind uns sicher, dass wir ein sehr besonderes Konzert spielen und eine großartige Zeit haben werden.Bald kommen viele spannende Gigs auf uns zu: am letzten Aprilwochenende werden wir in Toulouse und in Paris spielen, im Mai treten wir beim SOS 4.8-Festival in Murcia und unter anderen auf einem Festival in Istanbul auf. Im Juni steht Primavera Sound an und ein Auftritt mit Kikagaku Moyo in Madrid und das Polifonik Sound-Festival.

9/ Wenn es eine Band oder eine Musikrichtung gibt, die von eurer weit entfernt ist und nichts mit ihr zu tun hat, die euch aber auf die eine oder andere Art beeinflusst hat, welche wäre das? Gibt es neben dem rein musikalischen noch einen anderen starken Einfluss, wie ein Film oder ein Buch?

Auf jeden Fall Blues, denn das ist reines Gefühl und er hat eine Rohheit und eine Expressivität, die ihm einen echten und authentischen Charakter verleihen. Außerdem ist Blues die Musik, von der die meisten Musikrichtungen des 20sten Jahrhunderts ausgehen, wir haben dem Blues also sehr viel zu verdanken. Außerdem gefällt uns an dem Genre, dass ausgehend von einer sehr einfachen, primitiven und repetitiven Struktur sehr unterschiedliche Songs entstehen können und es sind die Arrangements und die kleinen Details, die den Song wachsen lassen können. Bob Dylan und David Bowie sollten auch erwähnt werden, für ihre ganz eigene Art von Musikverständnis und aufgrund ihres permanenten Bedürfnisses, sich selbst immer wieder neu zu erfinden und über ihre Grenzen hinauszugehen. Sie sind außerdem großartige Komponisten und Texter.

In der Literatur sind es Jack Kerouac oder Allen Ginsberg und überhaupt die ganze Beatgeneration und ihre eigene Art und Weise Kunst und Kultur zu verstehen, die uns inspirieren und faszinieren. Grashalme [Originaltitel: Leaves of Grass] von Walt Whitman ist für uns auch ein sehr besonderes Buch. Wir mögen auch Hermann Hesse sehr, ein deutscher Schriftsteller des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Autor so wundervoller Bücher wie Siddhartha und Steppenwolf. Was Filme angeht, sollten wir Woody Allen mit seinen intelligenten Komödien erwähnen, in denen er Absurdität mit Surrealismus und existentieller Philosophie vermengt. Jim Jarmusch ist ein Regisseur, den wir für die Rohheit und Originalität seiner Filme mögen.

10/ Und zu guter Letzt, gibt es eine Band, die gerade im Kommen ist und die ihr besonders mögt?

Um das nationale Produkt hervorzuheben, sagen wir mal Baywaves und Matatigre, um nur ein paar zu nennen, denn wir merken jeden Tag, wie viele gute Bands es in unserem Land gibt, wenn man nur mal den Fernseher ausschaltet und etwas unter der Oberfläche kratzt…

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