Techno-Subgenres: 6 verschiedene Arten von Techno
- Michele
- 07 Mai 2024, Dienstag
Techno ist ein Genre, das in Detroit entstanden ist und in den 1980er Jahren von Juan Atkins geprägt wurde. Nachdem es außerhalb der USA an Popularität gewonnen hat, entwickelte es sich in verschiedene Richtungen weiter. Dieser Artikel beschreibt sechs Arten von Techno, darunter Detroit Techno, Acid Techno, und Minimal Techno.
Die wichtigsten Bestandteile von Techno
Techno und die dazugehörige Rave-Kultur sind aktuell im Aufschwung. Obwohl sich das Genre schon vor langer Zeit etabliert hat, wird es dank Social-Media-Apps vor allem bei jungen Leuten immer beliebter. Allerdings führt der Trendfokus dazu, dass viele Menschen die Ursprünge und Grundlagen des Techno nicht wirklich verstehen. Aus diesem Grund wird das Genre oft mit allem gleichgesetzt, was irgendwie nach „EDM“ klingt, und fälschlicherweise für eine europäische Erfindung gehalten.
Was genau ist Techno also, und wie ist es entstanden?
Techno ist ein Genre, dessen Wurzeln in den USA, genauer gesagt in Detroit, liegen. Es ist ein vor allem rhythmisches Genre, das sich meist um einen gleichmäßigen 4/4-Beat („Four-on-the-Floor“) dreht. Tracks liegen meist zwischen 130 und 150 BPM, wobei einige Artists gerne über oder unter dieser Tempo-Spanne hinaus produzieren.
Tracks zeichnen sich typischerweise durch viel Wiederholung aus (“Loops”), was ihnen ein immersives, trance-artiges Feeling gibt. Rhythmische Elemente werden mit Drum Machines oder Sequencern in DAWs programmiert und mit melodischen sowie harmonischen Elementen und Texturen kombiniert. Der experimentelle Ansatz bei der Soundauswahl wird durch den Einsatz von analogen und digitalen Synthesizern, (Vocal-)Samples, Soundeffekten, Arpeggiatoren und verschiedenen Effekt-Plugins kreiert.
Seit seiner Entstehung hat sich Techno in viele verschiedene Richtungen entwickelt. Jedes Subgenre dreht sich um gewisse Elemente und Herangehensweisen an die Musikproduktion, die ihm einen speziellen Charakter geben. Oft lassen sich Tracks jedoch mehr als einem Subgenre zuordnen, was die Fluidität innerhalb des Genres betont. Schauen wir uns in den nächsten Abschnitten sechs verschiedene Arten von Techno an, um ein besseres Verständnis für die Musikrichtung zu entwickeln.
1. Detroit Techno
Fangen wir mit Detroit Techno an, dem wohl wichtigsten Techno-Stil. Techno wird heute oft primär mit europäischen Städten in Verbindung gebracht, doch die Geburtsstätte des Genres liegt in Detroit und ist eine Erfindung der Black Culture.
Dass europäische Einflüsse existieren, ist kein Geheimnis – einige Artists aus Detroit haben Bands wie Kraftwerk ausdrücklich als ihre Inspirationen bezeichnet. Das Argument, Techno sei ein europäisches Genre, stammt jedoch aus der falschen Verwendung des Begriffs „elektronische Musik”, mit dem Techno oft gleichgesetzt wird. Techno fällt zwar unter den Sammelbegriff elektronische Musik, ist aber nicht ein und dasselbe. Unabhängig vom Einfluss europäischer Artists wurde Techno als eigenständiges Genre in Detroit erschaffen und popularisiert. Aus diesem Grund ist es kein Subgenre, sondern der Ursprung aller anderen Arten von Techno.
Nach der Geburt der House-Musik in Chicago in den frühen 80ern entwickelten sich Musikproduktion und Technologie in viele verschiedene Richtungen weiter. Beeinflusst von verschiedenen elektronischen Musikbands begannen Artists aus Detroit, auf innovative Weise mit Rhythmus und Sound zu experimentieren.
Unter ihnen waren Derrick May, Juan Atkins und Kevin Saunderson, auch bekannt als die „Belleville Three“. Inspiriert von futuristischen Motiven und Detroits Status als postindustrielle Stadt begannen sie, in ihren Kellern obskure, außerweltliche Tracks zu produzieren. So schufen sie das Genre Techno, das erstmals in den 1980er Jahren von Juan Atkins geprägt wurde.
Einige bekannte Namen aus Detroit sind das Duo Drexciya; Robert Hood, der für seinen minimalistischen Techno-Stil bekannt ist; Kelli Hand, auch bekannt als K-Hand, die Women of Color den Weg in die Techno-Szene ebnete; DJ Stingray 313 und Blake Baxter.
2. Acid Techno
Als Nächstes kommt das Subgenre Acid Techno, das meist einfach „Acid“ genannt wird. Es hängt eng mit Acid House und dem aus Chicago stammenden Produzenten DJ Pierre (Nathaniel Pierre Jones) zusammen, der eine zentrale Rolle bei seiner Entwicklung gespielt hat. Mit der Zeit gewann der Stil in London (und anderen europäischen Städten) an Beliebtheit, wo er sich schnell etablierte.
Im Vergleich zu Acid House ist Acid Techno deutlich schneller und düsterer. Er zeichnet sich vor allem durch quietschende, psychedelische Sounds aus, die ursprünglich mit dem Synthesizer Roland TB-303 erzeugt wurden. Andere Synthesizer und Drum Machines, die verwendet werden, sind die Modelle TR-909, TR-808 oder TR-707. Wegen seines intensiven, energiegeladenen Sounds wird Acid Techno oft mit illegalen Raves und der Rave-Kultur im Allgemeinen in Verbindung gebracht.
Acid Techno trifft oft auf andere elektronische Musikgenres, wie zum Beispiel Trance. Einige der bekanntesten Namen des Genres sind DAVE the drummer, Chris Liberator und Hardfloor.
3. Ambient Techno
Nachdem das Genre Ambient in Europa und den USA an Beliebtheit gewonnen hat, etablierte es sich in der Rave-Kultur und ermöglichte es Partygänger*innen, sich von den sonst eher harten Klängen des Techno und seiner Subgenres zu erholen. Mit der Zeit führte das wachsende Interesse an Ambient-Musik und ihre Präsenz auf Raves zur Entstehung neuer Genres, darunter Ambient House in den 80er Jahren und schließlich auch Ambient Techno in den 90er Jahren.
Ambient Techno verbindet die atmosphärischen, melodischen und harmonischen Elemente des Ambient mit den rhythmischen Strukturen und Klängen von Techno. Tracks beinhalten viel Wiederholung, Manipulation von Sounds durch Effekte und eine Herangehensweise an Produktion und Soundauswahl, die auf Immersion abzielt. Sie sind normalerweise etwas langsamer und können in verschiedenen Kontexten gehört werden. Da es keine festen Regeln gibt und weder ein klarer Rhythmus noch eine feste Struktur erforderlich sind, bietet dieses Genre viel Raum für Experimentation.
Eine der Schlüsselfiguren des Ambient Techno ist der Detroiter Produzent Carl Craig, dessen Stil viele Artists in anderen Ländern zu einem ähnlichen Ansatz inspirierte. Weitere bekannte Artists dieses Genres sind Aphex Twin, The Black Dog, The Orb, Pete Namlook und Biosphere.
4. Industrial Techno
Industrial Techno ist ein Genre, das Techno mit verschiedenen Elementen der Industrial-Musik kombiniert. Inspiriert von Industrial-Artists wie Cabaret Voltaire und Labels wie Wax Trax, begann es sich Ende der 80er Jahre zu entwickeln und etablierte sich in den 90er Jahren.
Klanglich beinhaltet Industrial Techno Dissonanz, verzerrte und metallische Sounds, Noise und Texturen. Wegen seines Namens wird dieses Genre oft mit Industriemaschinen und industriellen Umgebungen assoziiert, in denen solche Werkzeuge zum Einsatz kommen. Das Subgenre dreht sich meist um einen rohen und rauen Sound und lässt viel Raum für Experimentierfreudigkeit, Polyrhythmen und unkonventionelle Taktarten.
Tracks können sowohl langsamer als auch schneller sein, haben aber meistens einen dunkleren, mechanischen, abstrakten Sound, den man manchmal sogar als dystopisch bezeichnen könnte. Dies wird durch den Einsatz von Effekten, darunter Hall und Echo, sowie Techniken wie der FM-Synthese erreicht.
Zu den Pionieren des Genres zählen die Detroiter Artists Jeff Mills und Anthony Srock, die unter dem Namen Final Cut zusammengearbeitet haben. 1989 veröffentlichten sie ihr Album Deep into the Cut (1989), das in vielerlei Hinsicht den frühen Sound des Industrial Techno und die Atmosphäre Detroits verkörpert. Weitere einflussreiche Namen sind Perc, Paula Temple, Mike Banks, Tommy Four Seven, Helena Hauff und die Plattenlabels Tresor Records, Perc Trax und Sonic Groove.
5. Minimal Techno
Minimal Techno ist eng mit Detroit Techno verbunden, wobei die Detroit-Artists Robert Hood und Daniel Bell als Pioniere dieses speziellen Stils gelten. Im Laufe der Zeit gewann das Subgenre vor allem in Deutschland an Popularität und entwickelte sich dort weiter. Heute wird der Begriff oft als Sammelbegriff für alles verwendet, was irgendwie minimalistisch klingt. „Das führt jedoch häufig dazu, dass Tracks falsch eingeordnet werden.
Was macht also einen Techno-Track „minimal“? Tracks zeichnen sich typischerweise durch Drums, groovige Basslines und melodische Elemente aus, die bewusst sparsam eingesetzt werden„Wiederholungen und die schrittweise Einführung subtiler Veränderungen verleihen den Tracks einen hohen Grad an Immersion, Hypnose und Groove.
In einem interview with The Fader fasst Robert Hood die Essenz des Subgenres wie folgt zusammen: „Es handelt sich um einfache, reduzierte Rhythmus-Tracks, die sich zwar auf eine minimale Struktur konzentrieren, aber maximal auf Soul ausgerichtet sind. Das Erste, was mir auffiel, war, wie wenig komplex und wie kraftvoll es trotzdem war. (...) Es hatte das Potenzial und die Kraft, dich an andere Orte zu versetzen und Gedanken in deinen Kopf zu setzen, bestimmte Bilder, Erinnerungen und Ideen zu implantieren.“
Sein Minimal-Techno-Klassiker „Minus“ ist eine perfekte klangliche Umsetzung seiner Worte.
6. Dub Techno
Dub Techno vereint die Musikstile Techno und Dub, der Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre in Jamaika aus dem Reggae entstanden ist. Er zeichnet sich durch einen weicheren Ansatz gegenüber dem sonst eher harten Techno aus. Wegen der Betonung atmosphärischer Elemente, der Nutzung von Hall und Echo sowie der Verwendung vieler Delays wird er oft mit Ambient Techno verglichen.
Der Stil ist stark von King Tubby beeinflusst, der als Pionier des Remixes und der Dub-Musik gilt. Dub Techno wird vor allem mit den deutschen Produzenten Moritz von Oswald und Mark Ernestus in Verbindung gebracht, die in den 90er Jahren das Duo und Label Basic Channel gründeten. Sie sind auch die Personen hinter Rhythm & Sound. Weitere wichtige Namen sind das Label Mille Plateaux, Rod Modell mit seinem Projekt DeepChord sowie Stephen Hitchell.