Was sind gute Auftrittsorte?
Wenn du als Straßenmusikerin oder -musiker unterwegs bist, solltest du bedenken, dass du nicht einfach nur auf der Straße spielen, sondern auch
vor einem Publikum auftreten möchtest. Willst du erfolgreich sein, musst du einen Ort finden, wo viel los ist,
wo regelmäßig viele Leute vorbeikommen. Gleichzeitig wäre es gut darauf zu achten, dass an diesem Ort genug Platz ist, damit man auch anhalten und dir beim Spielen zuhören kann. Ein überfüllter U-Bahneingang ist nicht unbedingt der idealste Platz, weil dort niemand stehenbleiben und dir zuhören kann. Geschäftig und gleichzeitig weiträumig sollte der Ort sein. Beispielsweise auf dem Alexanderplatz, um die Station Warschauerstraße, im bzw. am Mauerpark oder an einem der Eingänge zum Tempelhofer Feld ist genügend Platz – beliebte Stellen bei Straßenmusikern in Berlin. Schau dich auf Youtube um, hier kannst du immer etwas über gute Spots für Straßenmusik herausfinden. Oder recherchiere in Online-Foren wie
"Busker Central" und
Wikipedia List of Busking Locations. Hier findest du Infos zu guten Auftrittsorten.
Was sind die besten Zeiten?
Natürlich eignen sich die sonnigen Tage mit perfektem Wetter, wenn alle draußen unterwegs sind, am besten. Perfekt sind Wochenenden und die frühen Abende. Und
Wochenenden, die in die Feiertage fallen, sind ideal, wenn die Leute in Festtagsstimmung sind, sich nach außergewöhnlichen Geschenken umschauen, und deine CD oder dein Merchandise sind vielleicht genau das, was sie suchen. Sonst sind auch Tage gut, an denen Flohmärkte oder Weihnachtsmärkte stattfinden oder wenn sich zur Touristensaison alles auf den Plätzen um die Museen oder um beliebte Restaurants herum tummelt.
Mit welchem Equipment ziehe ich los?
Alles hängt davon ab,
was praktisch ist und was du tragen kannst. Mit einem einzelnen Instrument, wie einer Gitarre, Violine, Trompete, einem Akkordeon oder nur mit deiner Stimme unterwegs zu sein, ist so ziemlich die Norm. Wobei ich auch schon gesehen habe, wie Straßenmusiker ihr Klavier auf Transporträdern herausrollen oder ihr Schlagzeug aus leeren Eimern aufbauen. Einen
Amp dabei zu haben kann hilfreich sein, denn auf der Straße ist es laut und wenn du verstärkt bist, werden die Leute dich wahrnehmen und du kannst dich selbst hören. Zu den beliebtesten Verstärkern gehören die
Roland Street Amps, die sich in Größe, Leistung, Effekten und Preis unterscheiden. Ich nutze einen batteriebetriebenen Roland Micro Cube mit Stereolautsprechern, Eingängen für sowohl Mikro als auch Gitarre/Keyboard, Reverb-, Delay- und Chorus-Effekt. Außerdem passt er zusammen mit meiner Gitarre in meinen Gitarrenrucksack.
Brauche ich eine Genehmigung?
Du solltest immer davon ausgehen, dass du eine Genehmigung brauchst, außer du findest heraus, dass du keine brauchst. Das wirst im Netz recherchieren müssen, weil
jede Stadt diesbezüglich andere Gesetze hat. Hier eine
Google-Weltkarte mit den jeweiligen Straßenmusik-Gesetzen. Besser, du gehst auf Nummer sicher, bevor du dich von der Polizei erwischen lässt und eine Strafe zahlen musst. Und vergiss nicht, wenn du in der Nähe eines Wohngebietes spielst, und selbst wenn du eine Genehmigung hast, also legal spielst, kann es trotzdem passieren, dass jemand die Polizei ruft.
Lohnt es sich, meine Zeit in Straßenmusik zu investieren?
Das Musizieren auf der Straße lohnt sich, wenn du die richtigen Stellen zu den besten Zeiten findest und wenn du keine Angst davor hast in der Öffentlichkeit aufzutreten, ohne dich in den Schutz des Backstage zurückziehen oder mal eben auf Toilette gehen zu können. Du solltest es den
Leuten leicht machen, Geld in deinen Hut, in eine Box oder in deinen Instrumentenkasten zu werfen, und damit es auch nicht zu verkennen ist, kannst du selbst ein paar Münzen hineinlegen, bevor du anfängst. Du solltest deinen Künstlernamen auf ein Schild schreiben und gut sichtbar platzieren. Deine CDs und dein Merchandise solltest du griffbereit haben. Und weil es in jeder Stadt Diebe und Taschendiebe gibt,
behalte deine Sachen immer im Auge. So einige Straßenmusikerinnen und -musiker sind berühmt geworden und trotzdem sie schon erfolgreich sind, gehen sie immer noch raus und spielen auf der Straße.
Alice Phoebe Lou ist ein gutes Beispiel für eine bekannte Straßenmusikerin, die auf den Straßen von Berlin angefangen hat, dann bei einem
TED talk aufgetreten ist und mittlerweile in den großen Veranstaltungsorten vor ausverkauftem Publikum spielt.
Erscheinung und Auftreten
Man wird dir keine Aufmerksamkeit schenken, die du für einen erfolgreichen Auftritt brauchst, wenn du nicht
professionell aussiehst und dich auch so verhältst. Denke daran, dass du sicher nicht der oder die einzige Straßenperformer.in bist im Buhlen um die besten Stellen und die besten Zeiten. Sprich also mit den anderen und halte dich an die Umgangsformen unter Straßenmusikern, wenn du draußen spielst. An einer geschäftigen und perfekten Stelle zum Musizieren hat, gleich wer, eine halbe bis eine Stunde Zeit für den eigenen Auftritt und
dann wird an den nächsten Act übergeben. Die beste Art miteinander zu kommunizieren ist, sich mit Respekt zu begegnen. Die besten Stellen sind jedoch teilweise überlaufen und werden hin und wieder von einer mafiösen Horde kleiner Straßenmusiktyrannen über ein ganzes Wochenende hinweg gehütet. Solltest du einmal in so etwas hineingeraten, dann erinnere die Kolleginnen und Kollegen freundlich daran, dass die Möglichkeit, auf der Straße aufzutreten, für alle da ist.
Die Vorzüge der Straßenmusik
Du kannst neue Fans gewinnen und dir etwas dazuverdienen. Wenn es dir aber gelingt, auf der Straße die Aufmerksamkeit eines völlig beliebigen Publikums zu fesseln, dann wirst du
zweifellos auf jeder Bühne der Welt selbstbewusst auftreten können, was ein noch viel wesentlicherer Vorzug ist. Die Erfahrungen, die du beim Musizieren auf der Straße sammelst, können deinen Liveauftritt verfeinern und dich dazu inspirieren, auch als Entertainerin oder Entertainer deines Publikums Neues auszuprobieren. Auf die Straße rauszugehen und zu spielen und so vor der ganzen Welt die eigenen Fähigkeiten zu präsentieren, kann tatsächlich dazu führen, dass sich deine Performance verändert und dass
dein Sound eine Authentizität erhält, die du dir in keiner Musikschule, Bandprobe oder bei einem Open Mic hättest erspielen können. Ein großartiges Beispiel ist
Doug Seegers, dessen Stimme sich über jahrzehntelanges Spielen auf der Straße entwickelt hat, der einmal obdachlos war und dann berühmt wurde. Jetzt tourt er durch die ganze Welt. Mich erinnert das an ein Zitat von
Roger Miller: „Es hat mich nur 20 Jahre gekostet, über Nacht berühmt zu werden.“ Manchmal findet der Weg zur erfolgreichen Musikerin oder zum erfolgreichen Musiker seinen Anfang eben auf der Straße.