Reamping kann Musiker.innen bei ihrer Musikproduktion in vielerlei Hinsicht zugutekommen, sei es ob sie im DIY-Heimstudio oder in einem professionellen Studio aufnehmen. Das Besondere am Reamping ist, dass man nicht gezwungen ist, einen ideal verstärkten Sound und eine perfekte Performance gleichzeitig einfangen zu müssen.
Was ist Reamping?
Reamping ist ein Vorgang, bei dem du eine Spur aufnimmst und anschließend dieselbe Spur noch einmal aufnimmst, während du das Signal durch einen Verstärker und/oder Effekte schickst und so den Klang der Spur manipulierst. Wenn du reampst, dann nimmst du zuerst die Performance auf und anschließend arbeitest du an Laustärke und Ästhetik deiner Spur.
Was sind die Vorteile beim Reampen?
Einer der wichtigsten Vorteile des Reamping ist, dass du dir Zeit lassen kannst, um die richtigen Einstellungen zu finden und um die Klangfarbe und -intensität zu bekommen, die du dir für eine Aufnahme vorstellst, normalerweise damit sie auch gut in deinen Mix passt. Außerdem kannst du dich gleich frisch und mit erwärmter Stimme an die Aufnahme setzen, ohne dich zu lange mit der Suche nach dem perfekten Klang, Raum oder der Mikrofon-Position aufhalten zu müssen.
Du kannst mit dem Klang deiner Spur herumexperimentieren, indem du die Mikrofon-Postion variierst, oder verschiedene Verstärker, Effektpedale, Tapedelays, Reverbs, Equalizer etc. ausprobierst. Das Reamping kann einem Album eine gleichmäßige und eine ganz eigene Klangqualität verleihen. Vielleicht ist dir eine großartige Aufnahme einer Leadgitarre gelungen, aber die Klangfarbe passt nicht ganz zum dem restlichen Mix – eine ideale Situation fürs Reamping.
Du kannst jedes Instrument reampen, von der Stimme bis zu den Drums. Viele Produzent.innen finden Möglichkeiten, wie sie mit Hilfe von Reamping einzigartige Aufnahmen machen können. Zum Beispiel kann man aufgenommene Drum-Parts in einem großen Treppenhaus oder in einem Getreidesilo über einen Verstärker abspielen und die dynamischen Echos und den Nachhall als spannende Klangfarbe für einen Song oder für einen bestimmten Teil eines Songs mitschneiden.
Auch was das Aufnehmen im Heimstudio angeht, bringt das Reamping Vorteile mit sich. Wenn du zu Hause aufnimmst, darfst du meistens nicht sehr laut sein. Mitten in der Nacht überkommt dich aber beispielsweise die Inspiration und du willst etwas auf der E-Gitarre aufnehmen, möchtest aber deine Nachbarn nicht aufwecken. Du kannst die Spur direkt in deine DAW laden, während du den Klang über deine Kopfhörer überprüfst. Und am nächsten Tag schickst du das saubere Signal durch deinen Amp und spielst es laut wieder aus.
Wie funktioniert Reampen?
Du wirst entweder eine Re-Amp- oder eine DI-Box benötigen, kannst aber auch einen Kopfhörer-Vorverstärker verwenden, um die aufgenommene Spur über einen Output-Kanal zum Verstärker zu schicken und sie gleichzeitig über einen Input-Kanal aufzunehmen. Zuerst nimmst du 'Performance'-Spuren auf, bis du das Gefühl hast, dass die richtige dabei ist, oder du stellst für die perfekte Spur mehrere Spuren zusammen (Comping). Als Nächstes spielst du die Spur noch einmal über einen Verstärker ab, vielleicht auch im Loop, und kannst jetzt mit der Lautstärke, mit Klangreglern, Reverb, Filtern und mit dem Grundklang deines Verstärkers solange herumprobieren, bis du den gewünschten Ton findest. Zum Schluss nimmst du die Spur reamplifiziert auf, hörst sie dir anschließend im Zusammenhang mit deinem restlichen Mix an und entscheidest, ob das so für dich funktioniert.
Experimente
Beim Reamping kann man mit dem Kreiieren von interessanten Klängen experimentieren. Ich habe zum Beispiel einmal mit meinem Handy draußen Aufnahmen von Vögeln gemacht, dann die Wave-Dateien in meine DAW geladen und die Spur anschließend mit einem analogen Tonbandgerät auf ein Band aufgenommen. Als nächstes habe ich das Tonbandgerät durch Effektpedale und Gitarrenverstärker geschickt und dann den Verstärkerklang mit einem Mikro abgenommen, während ich mit der Geschwindigkeit der Tapemaschine experimentierte, wodurch wiederum fremdartige trillernde Klangeffekte entstanden sind. Schlussendlich war die Tonaufnahme, die ich in meinem Song verwendet habe, nicht mehr als 'Außenaufnahme' erkennbar, aber das Grundgefühl der Aufnahme kann zu einem wirkungsvollen atmosphärischen Werkzeug werden, wenn sie auf diese Weise in einen Song einfügt wird. Hintergrund-Stimmen reampe ich gern mit einem Federhall-Verstärker, besonders die lauteren Sprach- oder Schrei-Sequenzen.
Fehlersuche
Es gibt ein paar Dinge, die du beim Reampen beachten musst. Ein Problem, das ich beim Reamping entdeckt habe, ist dass auf der gereampten Spur anstrengende elektrische Klickgeräusche auftreten können. Selbst wenn du mehrmals überprüfst, ob deine Kabel und Drähte auch korrekt eingesteckt sind, können die seltsamen Geräusche auftauchen, und zwar an unterschiedlichen Stellen der verschiedenen Spuren, die du gereampt hast. Ein Trick, wie du das Problem umgehen kannst, ist dass du mehrere gereampte Spuren mit einem stabilen Verstärkerklang aufnimmst und anschließend die Sequenzen zusammenstellst, die frei von Geräuschen sind.
Du solltest außerdem unbedingt darauf achten, dass das Signal der Schallwelle, die du reampst, insgesamt stark ist. Wenn du beispielsweise eine sehr dünne oder leise Schallwelle reampst, wie den Klang einer einzeln gezupften Gitarrensaite, dann kannst du das Signal zu deinem Verstärker mit Hilfe von Effektpedalen, Kompressor-Plugins boosten oder aber du stellst die Lautstärke deiner Wave-Datei in der DAW einfach höher ein. Wenn möglich, vergrößere die Lautstärke deines 'schwachen' Signals, bevor du es reampst, anstatt es nur über den Verstärker zu regulieren. Denn je lauter du deinen Verstärker einstellst, um eine kleine Schallwelle zu verstärken, desto mehr 'Brummen' wirst du später in deiner Aufnahme haben.
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