Die Reise ins Reich der elektronischen Musik begann für den DJ und Produzenten Marcel Herrschaft Mitte der 90er Jahre – um genauer zu sein mit der Radio Sendung von DJ Peet Blank "1Live-Partyservice". Auf dem Schulhof wurde mit den mitgeschnittenen Tapes der Show angegeben und nächtliches herausschleichen für Club-Besuche zur Gewohnheit. Es folgten erste eigene Schallplatte (Megamind - Taub? - Underground UND1043), die ersten DJ Gigs, die erste eigene Veranstaltungsreihe und zu guter Letzt auch die ersten eigens produzierten Songs. Nach einigen frustrierenden Jahren des Klinken putzens via Demo Tapes bei zahlreichen Labels, beschloss er im November 2020, nach dem Studium, das Label Pottwerke zu Gründen. Nun hatte er die Veröffentlichung zukünftiger Musik selbst in der Hand.
Was kannst du uns über deine Inspirationen und den kreativen Prozess deiner neuen Single erzählen?
Also wenn Pottwerke eins ausmacht, dann ist es ein warmer Klang, geschuldet durch das Arbeiten mit schwerem Gerät. Meine Leidenschaft für analoge Synthesizer, Equalizer und Kompressoren begann genau wie die Leidenschaft zur Schallplatte, in den 90ern. Diese kann ich bis heute nicht ablegen. Ich bin ein leidenschaftlicher Sammler was alte, originale Geräte angeht. In meinem Studio herrscht ein ständiges Grundrauschen und Brummen. Maschinen treiben die Raumtemperatur stets jenseits der 25°C. Der Prozess des Komponierens muss bei mir aus körperlicher Arbeit bestehen. Ich husche von einer Ecke in die andere, drehe Knöpfe, betätige Tasten, oder patche Kabel um. Nichts ist perfekt und am besten gar nichts digital. Natürlich nehme ich nicht auf Band auf, das heißt ganz ohne digitale DAW geht es nicht. Aber ich versuche den Großteil des Komponierens, Mixings und Masterings out of the box du realisieren. Genau das möchte ich auch auf meine Songs projizieren, „Esperanto“ eingeschlossen. Meine größte Inspiration ist Mauro Picotto mit seinen früheren Releases auf den Labels „BXR“ & „Alchemy“ und Tiestos Veröffentlichungen auf „Magik Muzik“. Was Workflow und Technik angeht, ist sicherlich Robert Babicz ein tolles Vorbild für mich.
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Was kannst du uns über deine Erfahrung mit Spotify und den anderen Streaming und Download-Plattformen sagen?
Ich habe mich bereits in meiner Bachelor Thesis ausgiebig mit der strategische Positionierung und Steuerung eines Musik Labels, im Zeitalter der Digitalisierung auseinander gesetzt. Außerdem hatte ich das Glück einige Interviews mit erfahrenen Künstlern und Label Besitzern zu führen. Die Digitalisierung macht den Musik Markt für jeden als Anbieter zugänglich. Das ist einerseits gut, denn so bekommt jeder Kreative mit geringem Budget eine Chance mit Musik Geld zu verdienen, wenn sie auch nur sehr gering ist. Andererseits macht diese Masse an Musik den Markt sehr unübersichtlich und die Qualität Leidet. Durch den Wegfall physischer Medien, verändert sich der ökologische Fußabdruck zu Gunsten der Umwelt und Labels können Zeit und Kosten bei der Belieferung von Medien und Vertreib einsparen. Labels können damit rechnen, dass die Mp3 vollständig entfallen wird. Sie können sich darauf vorbereiten indem sie Marketing und ihre Produktion strategisch darauf einstellen, denn wie Statistiken der Labels und des Musikverbands zeigen, werden Downloads eine immer geringere Bedeutung zugerechnet.
Es herrscht der Wunsch seitens der Labels wieder mehr Qualität in die Musikwelt zu bringen, Labels mehr in der Vordergrund zu stellen und Künstler langsam aufzubauen, anstatt sie als Fließbandarbeiter zu sehen. Digitalisierung und niedrige Markteintrittsbarrieren bergen die Gefahr einer Anonymisierung für Künstler und Labels. Diese entwickeln jedoch Strategien um Künstlern und Plattenfirmen wieder ein Gesicht zu geben. Durch persönliche Interaktion mit Konsumenten, Vorteilsoptionen durch Mitgliedschaften und Kooperationen mit Lokalen Unternehmen, wird eine dauerhafte Bindung und ein familiärer Gedanke angestrebt. Musik steht nicht mehr an erster Stelle der Ertragswege. Sie ist vielmehr zu einem Promotiontool geworden, welches das Live-Geschäft als Haupteinnahmequelle anregt.
Was sind deine Pläne für die nächsten Monate?
Mein Antrieb ist ausschließlich Qualität, Authentizität und Spaß an der Musik. Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen, jeden Monat eine Veröffentlichung raus zu bringen. Als aber Spaß und Qualität unter meinem hausgemachten Druck zu leiden begannen, haben ich aufgehört mich diesem weiter auszusetzen und plötzlich kam die Regelmäßigkeit ganz von allein.
Trotzdem kann ich mit Freude verkünden, dass die nächste EP namens „Abofalle“, bestehend aus einem etwas härteren Acid Track und einem progressiverem Techno Track, Anfang Dezember auf Pottwerke erscheinen wird. Dies wäre dann bereits der dreizehnte Release auf meinem Label. Für die Zukunft ist geplant weitere Künstler zu entdecken und für Pottwerke zu begeistern. Aktuell veröffentlicht nur noch ein weiterer, sehr talentierter Live Musiker namens „Lottzen“ bei mir. Ich halte aber nicht nur nach Musikern Ausschau. Auch Designer und Zeichner sind immer willkommen. Ich liebe es die Kunst der Klänge, mit der Kunst der Bilder zu kombinieren. So durften sich bereits auf fünf Coverarts Designer aus der Modebranche, Fotografen und Kunst Studenten verewigen.