Checklist: Was du beachten musst, bevor du in einem Club spielst
- 18 August 2016, Donnerstag
Hey, hier ist wieder Iftah, und ich will euch in diesem Artikel einen wichtigen Aspekt von elektronischer Livemusik nahebringen, nämlich alles, was vor der eigentlichen Show stattfindet. Im Studio tolle Musik machen zu können, ist die eine Sache, diese aber außerhalb deiner Komfortzone auf die Bühne zu tragen und sich mit (stets neuen) Einschränkungen herumzuschlagen, ist eine andere, die auch sehr herausfordernd sein kann. Zum Glück kannst du dich mit guter Vorbereitung einigermaßen gegen böse Überraschungen wappnen. Also, fangen wir an...
Der Tech Rider
Zu Beginn das Offensichtlichste: erstelle deinen eigenen Technical Rider. Es ist immer eine gute Idee, diesen so detailliert wie möglich zu halten. Wenn du etwa einen Tisch von zwei mal ein Meter benötigst, dann führe die volle Größe des Tischs mit Länge, Breite und Höhe im Rider aus. Sonst kann es schon mal vorkommen, dass du mit Rückenschmerzen aus dem Gig herausgehst, weil dir der Veranstalter einen Tisch von 50 cm Höhe hingestellt hat (ich spreche aus Erfahrung!). Führe auch den Mindestabstand auf, den du zur Wand benötigst, damit es nicht zu klaustrophobisch wird. Abgesehen von den üblichen Anforderungen wie Monitoring, Mixer und Stromanschlüssen, solltest du auch erwähnen, dass du eine statische Lichtquelle wie einen festen Spot oder eine Tischleuchte benötigst. 90 Minuten mit blinkenden Lichtern und Strobos als einziger Beleuchtung zu spielen macht keinen Spaß, das kannst du uns glauben.
Es klingt vielleicht wie ein Witz, aber du solltest darauf bestehen, dass der Tisch bei deiner Ankunft frei und sauber sein muss, besonders, wenn die Party zu deiner Stagetime bereits im Gange ist. Das erspart dir, erst mal drei Meter Konfetti wegzuwischen, bevor du überhaupt aufbauen kannst.
Wenn du deinen Tech Rider hast, solltest du ihn so früh wie möglich dem Veranstalter senden. Wo du schon dabei bist, gibt es ein paar weitere nützliche Fragen, die du mit dem Club im Vorfeld klären kannst. Es ist gut zu wissen, ob Visuals auf die Bühne projiziert werden sollen – wenn ja, solltest du darauf bestehen, dass der Projektor so steht, dass er dir nicht direkt in die Augen leuchtet. Außerdem ist es vorteilhaft, das Line-Up vorab zu kennen, und wenn du nicht der einzige Live-Act an dem Abend bist, frag lieber nochmal extra nach, ob genügend Platz zur Verfügung steht – auf und hinter der Bühne. Ein Event mit drei aufwändig ausgerüsteten Liveperformances an einem Abend anzusetzen und nur einen zwei-Meter-Tisch zur Verfügung zu haben, dürfte zu logistischen Problemen führen. Klingt eigentlich offensichtlich, passiert aber ständig.
Der Soundcheck
Auf einen Soundcheck solltest du nie verzichten, selbst mit X Jahren Erfahrung auf dem Buckel. Wenn du an der Location ankommst (hoffentlich früh genug, bevor der Einlass beginnt), gibt es zwei mögliche Szenarien. Das erste, und zugegebenermaßen ziemlich utopische: Der verantwortliche Techniker hat deinen Rider gründlich gelesen, alles befolgt und vorbereitet, und du kannst loslegen. Das zweite und wahrscheinlichere: Er oder sie hat das nicht getan. Nun heißt es improvisieren und gemeinsam eine Lösung finden, wobei du einen Kompromiss finden musst zwischen nötiger Flexibilität und der Wahrung der Standards, die du für einen gelungenen Liveauftritt benötigst. Gibt es zum Beispiel zu wenig Platz auf dem Pult, frag nach einem Tisch, den du davorstellen und dich dort aufbauen kannst – vorausgesetzt natürlich, dass du dich dort ausreichend selber hörst. Das gleiche gilt für deine Sichtbarkeit. Wenn du schon mit 100 kg Equipment und Verkabelung angereist bist, sollten die Leute das auch ruhig sehen können – unsichtbar hinter der DJ-Kanzel zu agieren wäre doch echt eine Vergeudung deiner Mühen.
Wenn du dann deinen Sound checkst, wirst du damit konfrontiert, wie deine Musik vor Ort rüberkommt. Manche Clubs klingen gleich von vornherein gut, andere nicht. Ein möglicher Grund dafür ist oft, dass der Raum nicht akustisch optimiert wurde. Wenn der Raum unter stehenden Basswellen leidet, die sich aus einer nichtlinearen Ansprache der unteren Mitten ergeben (einfacher ausgedrückt: einige Frequenzen klingen lauter als andere, wodurch der Bass ein verwaschenes und unklares Klangbild bekommt), kannst du eine grobe Korrektur der Raumakustik mittels eines EQ auf der Mastersumme vornehmen. Dafür benötigst du einen Sinuswellen-Generator, der in Schritten von 1 Hz eingestellt werden kann (die meisten DAWs haben das, ansonsten findet man viele kostenlose Plug-Ins oder Programme, einfach mal Google befragen), sowie einen Multiband-EQ. Nun gehst du langsam die Frequenzen von 20 bis 20.000 Hz durch und hörst darauf, ob du auffällige Lautstärkespitzen oder –abfälle bemerkst. An diesen problematischen Stellen steuerst du mit dem Equalizer gegen, um sie auf die ungefähr gleiche Lautstärke wie die anderen Frequenzen zu bringen. Das machst du so oft, bis du ein ungefähr lineares Klangbild erhältst. Beachte, dass wenn du das tust, das auf das eigentliche Soundsystem einzustellen und nicht nur auf deine Monitore. Wenn sich der Sound auf der Bühne basslastig und mumpfig darstellt, muss das nicht unbedingt auch auf dem Dancefloor so klingen. Sollte das der Fall sein, kannst du dieselbe Prozedur noch einmal durchführen und dir ein separates raumkorrigiertes Signal auf den Monitorweg schicken. Je besser du dich auf der Bühne hörst, desto besser spielst du nachher. Wo wir gerade dabei sind: Stelle sicher, dass du deine Monitorlautstärke selbst kontrollieren kannst, denn das wirst du beim Auftritt brauchen.
A propos Lautstärke: Es ist absolut ratsam, speziellen professionellen Gehörschutz zu tragen. Tatsächlich ist das eine der besten Investitionen, die man als Elektro-Musiker überhaupt tätigen kann. Der mag am Anfang gewöhnungsbedürftig sein (ein guter Trick ist, die Ohrstöpsel schon dreißig Minuten vor der Show zu tragen, damit sich das Gehör an den Sound gewöhnt), aber du wirst erstaunt sein, wie wenig ermattet du dich am nächsten Tag fühlst. Schließlich ist es nicht nur der Party-Lifestyle, der einen groggy macht, auch die ständige Lautstärke verlangt dem Körper einiges ab.
Fazit
Je besser du dich vorbereitest, desto relaxter kannst du in den Auftritt gehen und dich damit ganz auf die Musik konzentrieren. Selbst wenn das Obengenannte erst einmal etwas pedantisch wirken mag: Vernachlässigt man diese Dinge im Vorfeld, kann es beim Musikmachen zu unguten Überraschungen kommen, die an den Nerven zehren und dem Spaß an der Musik abträglich sind.