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HD-Streaming: die Tatsachen

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An artist on stage singing into a microphone

Streaming ist die Zukunft. Die Musikindustrie liebt es, die Konsumenten ebenso. In der Musikwelt sollte ein Geschäftsmodell jedoch nur als solches bezeichnet werden, wenn es sich auch für die Künstler auszahlt. In dieser Hinsicht muss sich Streaming erst noch bewähren. Sämtliche Einnahmen, die eine Streaming-Dienst durch Werbung und Monatsabos generiert, landen in einem großen Topf und werden von dort an die Rechteinhaber – Labels, ausübende Künstler, Verlage/Verwertungsgesellschaften und Songwriter – weitergeleitet. Je mehr Geld im Topf landet, desto besser für die Rechteinhaber. Aus diesem Grund klingt verlustfreies Streaming in CD-Qualität so attraktiv, sowohl für audiophile Hörer also auch für die Künstler, denn ein Abonnement für ein HD-Streaming-Angebot ist in der Regel doppelt so teuer wie ein reguläres Streaming-Abo. Ergo landet mehr Geld im Topf. Doch es gibt nicht nur verlustfreie CD-Qualität (16Bit/44Khz für alle Technikfreaks da draußen), sondern auch High-Resolution (24Bit/192Khz). Letzteres klingt sogar noch besser, könnte also noch mehr Menschen dazu bringen, einen Premium-Preis für Streaming zu bezahlen. Doch High-Resolution-Dateien sind viel größer als Dateien in CD-Qualität, benötigen also zu viel Platz, um als Stream übertragen zu werden. Aus diesem Grund gab es wirkliche High-Res-Angebote bislang ausschließlich als Download. Diese Zeiten sind vorbei. Meridian hat sich eine Lösung überlegt, die beides ermöglicht: ein verlustfreies Hörerlebnis sowie Daten, die klein genug sind, um per Stream verbreitet zu werden.

Die Grundlagen

Wann immer eine Tonaufnahme vom Analogen ins Digitale umgewandelt wird und umgekehrt, gehen Informationen verloren. Das ist schlicht unvermeidlich. Zumindest bis heute. Das britische Unternehmen Meridian, das von Robert Stuart und Allen Boothroyd gegründet wurde, verspricht eine Lösung, die Sound ohne Verlust von der analogen Entstehung bis zum analogen Hören transportiert: Master Quality Authenticated, kurz MQA. Gleichzeitig soll die Bitrate mit 1,1 bis 1,5 Mbits/Sek nach wie vor gering genug sein, um die Songs auch streamen zu können. Somit können Streaming-Dienste ihren Kunden nach wie vor die bequemste Form des Musikkonsums offerieren, künftig jedoch in nie gekannter Klangqualität. Zusätzlich können die Künstler mit MQA sichergehen, dass ihre Musik die Hörer exakt in der Qualität erreicht, die sie sich nach zahllosen Stunden im Studio, in denen Schweiß und Blut vergossen wurden, auch vorstellen.

Es gibt bereits einige Streaming-Dienste, die eine verlustfreie Musikerfahrung anbieten, darunter Wimp – oder Tidal, wie der Service in den USA heißt – sowie Deezer Elite. Beide bieten Streams im FLAC-Format an, das laut Spencer Chrislu, Director of Content Services bei Meridian, eine „wunderbare Technologie“ ist. Allerdings ist FLAC nur der Container: „Man bekommt die Informationen zurück, die Anfangs hineingesteckt werden. Wenn die Information also eine enorm große Datei ist, etwa eine 192/24-Masteraufnahme ist, wird FLAC sein bestes geben, sie so klein wie möglich zu machen, doch sie wird immer noch viel größer sein als eine MQA-Datei. Und wenn du etwas hineingibst, dass bereits mit Verlusten behaftet ist, dann spuckt auch FLAC eben diese Verluste wieder mit aus. Es kommt auf den Input an, den man mit FLAC verpackt“, erklärt Chrislu. Und hier kommt MQA ins Spiel.

Die Technik

Bis jetzt musste man Verluste in Kauf nehmen, wenn man eine Datei klein genug halten wollte, um sie als Download oder Stream anbieten zu können. MQA behauptet, diese Zeiten seien vorbei. Aber was ist das Geheimnis? Zum einen bezieht das Unternehmen moderne Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft sowie ein paar aus der Psychoakustik mit ein. Spencer Chrislu: „Die Forschung zeigt, dass das Gehör von Menschen viel sensibler auf zeitliche Informationen reagiert als auf tonale Informationen.“

„Du kannst um die Ecke hören, auch mitten in der Nacht. Dein Gehör informiert dich über deine Umgebung. Es stellt sich heraus, dass Musik zwischen den Bereichen für  Umwelt- und Spracherkennung im Gehirn verarbeitet wird. Menschen können alles zwischen drei und zehn Mikrosekunden auflösen, was entscheidend ist: In Frequenzen entsprechen zehn Mikrosekunden einer Frequenzbandbreite von 100 Kilohertz, die wir wahrnehmen. Wir sagen nicht, dass wir Töne in der Höhe hören können, sondern dass wir die Hülle um den Sound wahrnehmen können, die Transienten im Sound.“

Wie man ein wirklich verlustfreies Musikerlebnis schafft

MQA hat dieses Wissen angewandt und sich die Frage gestellt, welche Dinge den zeitlichen Informationen bei der Digitalisierung von Musik im Weg stehen. Laut Chrislu sind das überwiegend Tiefpassfilter und andere Einflüsse, die bei der Quantisierung, welche Teil der Umwandlung von Analog in Digital ist, zum Tragen kommen. Diese Einflüsse „verschmutzen“ die Datei etwa mit einem nicht hör- jedoch messbaren „Läuten“ vor und nach dem eigentlichen Sound.

Bislang versuchte die Recorded-Music-Branche diese verschmutzen Dateien zu verbessern, indem sie auf immer höhere Auflösung, immer höhere Frequenzen und Abtastraten sowie eine verbesserte Sampling-Tiefe setzte. Man erreicht so natürlich schrittweise Verbesserung. Doch Meridian-Gründer Robert Stuart bringt es in einer Analogie auf den Punkt: Verschmutztes Wasser kann man verbessern, indem man es in einen größeren Behälter gießt und mit sauberem Wasser auffüllt. Das ursprüngliche Wasser ist aber nach wie vor verschmutzt. Es ist vielleicht verdünnt, aber nach wie vor verschmutzt. MQA versucht die Verschmutzung von vornherein gar nicht aufkommen zu lassen.

Beim Begriff Auflösung geht es nicht unbedingt um höhere Abtastraten oder eine größere Sampling-Tiefe. Es geht darum, zwei unterschiedliche Dinge als solche wahrzunehmen, statt als ein miteinander vermischtes Etwas“, fährt Chrislu fort. „Bei Bildern denken wir an unterschiedliche Farben oder Kanten, verschiedene Grautöne. Bei Audio sind es Dinge, die sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten abspielen – kurz vor oder nach etwas anderem.“

Diese Informationen gingen bei der Digitalisierung traditionell verloren, weil sich von vornherein niemand darauf konzentriert habe. MQA bewahrt diese zeitlichen Informationen, was sich in unserem Gehör als klarer, hochaufgelöster Sound niederschlägt. „Es fühlt sich nicht länger so an, als müsste das Gehör arbeiten, um die einzelnen Sounds wahrzunehmen“, beschreibt Chrislu seine persönliche Wahrnehmung.

Die Technologie von MQA ermöglicht es, sämtliche der oben genannten Informationen bei der Kodierung wie ein Origami zu falten. So entsteht eine Audiodatei, die nach wie vor klein genug ist, um gestreamt zu werden. Um das Origami wieder aufzufalten, benötigt man einen MQA-Dekoder. Da es sich dabei um eine Software handelt, kann diese in jeden Streaming-Dienst integriert werden.

Wie HD-Streaming sich für Künstler auszahlen kann

Warum das alles relevant ist? Künstler verdienen mehr am Streaming, wenn zahlende Kunden ihre Musik abspielen. Die Rechteinhaber erhalten einen größeren Anteil aus Premium-Streams als aus werbefinanzierten Streams. Dieser Anteil wächst natürlich nur weiter, wenn ein Kunde 19,99 statt der üblichen 9,99 im Monat bezahlt. Und High-Res-Klangqualität ist ein Argument, mit dem Streaming-Dienste den Preis für ein Abonnement erhöhen können. Doch auch aus einem anderen Grund könnten Künstler ein Interesse daran haben, dass sich MQA durchsetzt. Das Programm erlaubt es Künstlern nämlich, die Master-Version eines Songs, mit der sie an die Öffentlichkeit gehen wollen, digital zu signieren. Die Information wird in der Audiodatei verschlüsselt und wird dem Hörer am anderen Ende auch angezeigt. So ist sichergestellt, dass Musikfans auch nur das zu Hören bekommen, was der Künstler selbst auch für absolut hörenswert befunden hat.

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