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Wie platziert man seine Musik im Fernsehen und Filmen? Sync Rights (Teil 1)

  • 26 Juli 2016, Dienstag
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Wie platziert man seine Musik im Fernsehen, Filmen, Werbung und Games. In dieser Artikelreise mit RipCue Music, ein Musikverlag spezialisiert auf die Bewegtbildindustrie, gibt Gründer Patrick Niesler einen Einblick in:

  • Was sind eigentlich Syncs und wo kommen sie vor?
  • Wie sehen vertragliche Parameter aus?
  • Wie ermittelt sich der Preis für das Sync Right?
  • Was sollten eure ersten Schritte im Bereich Sync sein?
  • Was ihr alles braucht, um eine Sync Lizenz zu verkaufen
  • Warum es eine Überlegung wert ist, einen Verlag als Partner zu haben
Mein Name ist Patrick und ich bin Gründer des Verlags und Labels RipCue Music. Wir sind spezialisiert auf Musik für die Bewegtbildindustrie. Unsere Musik wird im Fernsehen, Kinofilmen, Werbungen, Unternehmensfilmen und überall sonst eingesetzt, wo Kreative mit Bildern und Musik eine Geschichte erzählen wollen.

Für unabhängige Künstler, die darauf fokussiert sind, Platten zu verkaufen, eine ausverkaufte Tour zu haben und kommerziell erfolgreich zu werden, ist der Bereich, in dem ich selbst tätig bin, sehr interessant. Ein Teil dieser Arbeit und die damit verbundene Nutzung der Musik wird hinlänglich als „Sync“, „Synchronisation“ oder „Sync Right“ bezeichnet.

Ich werde euch außerdem einige Tipps aus eigener Erfahrung geben, auf welche Dinge ihr bei euren Sync Deals achten solltet, wie ihr eure Musik ideal platziert und wie ihr eine Unterschrift unter einen Deal bekommt.

Im ersten Teil dieser Reihe möchte ich euch vor allem die Grundlagen näher bringen und euch ein Verständnis für den Bereich Sync vermitteln.

Was ist eigentlich Sync?

Sync kommt von Synchronisation. In Deutschland wird das damit verbundene Recht auch Herstellungsrecht genannt, international spricht man üblicherweise vom Sync Right. In diesem Recht ist die Erlaubnis verankert, eine Musik und eine audio-visuelle Arbeit miteinander zu verbinden.

Dabei sind für die Vergabe einer Lizenz zwei Rechte erforderlich. Das Musical Copyright und das Master Right / Sound Recording Right. Das Musical Copyright wird entweder vom Künstler selbst oder vom Verlag vertreten und das Sound Recording Right vom Künstler selbst oder vom Record Label.

Wenn du ein 100% unabhängiger Künstler bist und auch bei keinem Record Label unter Vertrag bist, dann bist du in vollem Besitz aller Rechte, die du brauchst, um Sync Deals im vollen Umfang selbst abzuschließen.

Wenn du gemeinsam mit einem Verlag arbeitest, dann liegt die Herrschaft über potentielle Sync Deals bei ihm, da er der direkte Vertreter deiner Kompositionsrechte ist. Der Verlag sollte sich dann auch entsprechend darum kümmern, deine Musik in möglichen Produktionen zu platzieren und übernimmt für dich auch die Verhandlung über den Preis und die vertraglichen Parameter.

Wo werden Sync Rights eigentlich gebraucht?

Bevor wir weiter auf die vertraglichen Parameter eingehen, ist es eine gute Idee, zunächst zu klären, wo Syncs eigentlich stattfinden und wo man entsprechend als Künstler auf die Suche nach potentiellen Sync Deals gehen kann. In der Regel ist dies überall, wo Musik verwendet wird. Und wie schon im Einleitungssatz erwähnt ist dies wirklich überall. Klassischerweise denkt man zuallererst an folgende Bereiche, in denen Musik und eine audiovisuelle Produktion zusammenkommen:
  • Fernsehproduktionen
  • Film- und Kinoproduktionen
  • Werbespots
  • Unternehmensfilme
  • Internet-Videos
  • Games

Vertragliche Parameter eines Sync Deals

Wenn du mit einem Verlag zusammenarbeitest, dann übernimmt dieser für dich die Verhandlung über einen möglichen Sync Deal. Produktionsmusikverlage wie RipCue Music arbeiten meist mit einer festen Preisliste. Kommerzielle Musikverlage und deren Sync Units unterscheiden die Lizenzpreise nicht nur nach Verwertungsparameter, sondern auch nach der Bekanntheit eines Künstlers und Tracks. Ein Robbie Williams ist bekanntlich um einiges teurer als ein Track von einer Indie-Rockband aus Wuppertal, die „nur“ regional bekannt ist. Verwertungsparameter, die auch gleichzeitig klassische Vertragsparameter sind, die den Preis bestimmen, sind in der Regel:
    • Art der ProduktionWird die Musik für einen Kinofilm, Werbespot, Unternehmensfilm etc. eingesetzt?
    • Räumliche AuswertungWo wird die finale Produktion oder das Produkt ausgewertet? Nur in Deutschland, in zusätzlichen anderen europäischen Ländern, in ganz Europa oder weltweit?
    • Zeitliche Auswertung
Wie lange wird die Produktion oder das Produkt ausgewertet? Ist der zeitliche Rahmen abgesteckt, oder braucht man eine unbefristete zeitliche Auswertung?
    • Mediale Auswertung
In welchen unterschiedlichen Kanälen wird eine Produktion ausgewertet? Wird ein Werbespot zum Beispiel nicht nur im TV, sondern auch im Kino oder im Internet gezeigt? Ist für eine Filmproduktion sowohl eine Kinoauswertung wie auch DVD-Auswertung vorgesehen? Wird ein Unternehmensfilm nicht nur im Firmenfoyer, sondern auch auf externen Messen und auf der Website gezeigt?
    • Physikalische Distribution
Wird die finale Produktion auch auf physikalischen Datenträgern verbreitet, wie zum Beispiel in Form einer DVD/Blu-Ray?

Diese Auswertungsparameter bestimmen letztendlich den Preis des Sync Rights, ob nun mit einer festen Preisliste oder einer freien Preisgestaltung. Denn schlussendlich wird auf diesen unterschiedlichen Wegen die Musik einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht, und dadurch steigt der Preis. Außerdem ist natürlich eine unbefristete zeitliche Auswertung mehr wert als eine zeitlich befristete.

Einnahmen aus anderen Rechten durch einen Sync Deal

Neben der eigentlichen Lizenz könnt ihr auch direkt und indirekt zusätzliche Einnahmen durch einen abgeschlossenen Sync Deal erzielen. Bitte denkt daran, dass das Sync Right nur das Recht ist, die Musik mit einer audiovisuellen Produktion zu verbinden. Davon unberührt bleiben das Aufführungsrecht und das Vervielfältigungsrecht. Über beide Rechte könnt ihr, über eure Verwertungsgesellschaft, zusätzliche Einnahmen generieren. Wird ein Werbespot also im Fernsehen ausgestrahlt, dann erhaltet ihr für diese Ausstrahlung zusätzliche Einnahmen. ABER dies gilt nur, wenn ihr eben Mitglieder einer Verwertungsgesellschaft (wie PRS, GEMA, BMI) seid. Seid ihr es nicht, dann geht euch dieses zusätzliche Geld durch die Lappen. Bei groß angelegten Kampagnen kann dort durchaus schon mal ein zusätzlicher fünfstelliger Betrag zustandekommen.Natürlich ist die Höhe der Ausschüttungen von Verwertungsgesellschaft zu Verwertungsgesellschaft unterschiedlich.

Ausnahmen, Sonderregeln und Fallen

Zum Schluss dieses Einleitungsartikels zum Thema Sync möchte ich gerne auf bestimmte Ausnahmen und Sonderregeln eingehen, die sehr wichtig sind zu sehen und zu verstehen, vor allem dann, wenn man sich selbst um die Sync Rights kümmert und keinen Verlag als Partner an seiner Seite hat.

Zugehörigkeit zu einer Verwertungsgesellschaft

Deine Mitgliedschaft bei einer Verwertungsgesellschaft (wie PRS,GEMA,BMI) beeinflussen maßgeblich die Art, wie du mit Syncs umgehst. Bei der Schweizer SUSIA zum Beispiel wird der komplette Bereich Synchronisation direkt über die Verwertungsgesellschaft geregelt. Gleiches gilt für die englische PRS. Sprich: potentielle Kunden fragen direkt bei der SUISA an, wenn sie einen Titel lizenzieren wollen, und die SUISA ermittelt anhand einer Preisliste den Preis für diese Lizenz.

Rahmenverträge von Verwertungsgesellschaften

Mit TV-Sendern haben Verwertungsgesellschaften oft einen Rahmenvertrag (Blanket Deal), der alle Synchronisationsrechte abdeckt und keine zusätzliche Lizenzierung gerade im klassischen TV-Programm nötig macht. Jedoch geben euch diese Rahmenverträge auch ein Anrecht auf Ausschüttung aus anderen Rechtebereichen wie dem Aufführungs- (Performance) und Vervielfältigungsrecht (Mechanical).

Auftragsproduktion vs. Sync Deal

Eine Sync Lizenz wird in der Regel für bestehendes Material angefragt. Eine Auftragsproduktion hingegen beinhaltet in der Regel alle Rechte und dementsprechend muss hier keine extra Sync bezahlt werden.

Sync Deal mit Vergabe von Publishing Rights?

Da ich schon Pferde buchstäblich kotzen gesehen habe muss ich diesen Punkt erwähnen. Es kann vorkommen, dass eine Produktionsfirma oder Werbeagentur euch einen Sync Deal anbietet aber dafür auch Teile der Publishing Rights haben möchte, vor allem dann wenn ihr bei noch keinem Verlag seid. Das müsst ihr sicherlich abwägen. Fakt ist, eure Einnahme aus den potentiellen Verwertungsgesellschaften wird sich reduzieren, und der Titel wird dann von eben jenem Publisher Partner auch im Bereich Sync betreut, was eine Lizenzierung an einen anderen Partner eher schwierig gestaltet. Definitiv auch ein schlauer Weg, um sich Exklusivität zu sichern.

Also warum ist es ein lukrativer Bereich?

Als Künstler oder Rechteinhaber sollte man immer ein Interesse daran haben, alle möglichen Auswertungen der Musik in Betracht zu ziehen. Auch wenn der Sync Markt weltweit wirklich sehr umkämpft ist, gibt es trotzdem etliche Möglichkeiten, seine eigenen Tracks an den Mann zu bringen. Syncs geben euch die Möglichkeit, eine direkte Einnahmequelle zu haben, die unabhängig sein kann von euren Plattenverkäufen und euren Bookings. Aber Syncs können unbekannte Künstler auch über Nacht bekannter machen und einen Song von einem Geheimtipp zu einer TOP10-Platte machen. Außerdem ist der Mix aus direkter Lizenzeinnahme und zusätzlichen Einnahmen von der Verwertungsgesellschaft eine interessante betriebswirtschaftliche Seite.

Im nächsten Teil werde ich euch zeigen, wie ihr tatsächlich Sync Deals bekommen könnt, wer die potentiell richtigen Ansprechpartner sind und warum es sinnvoll sein kann, mit einem Verlag zusammenzuarbeiten.

Stay tuned.Euer PatrickPatrick Niesler von RipCue Music setzt seine Artikelreihe mit den Teilen 2 und 3 in den kommenden Wochen fort.

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