Das Musikvideo als Produkt – Übernimm die Kontrolle!
- iMusician
- 08 Mai 2014, Donnerstag
Seit der ersten Experimente um das Kombinieren von Musik und Video hat sich in diesem Bereich so einiges getan. Schauen wir uns genauer an, wie sich das Musikvideo entwickelt hat und was du mit einem Video als Produkt und als Ausdrucksform im Musikbusiness anstellen kannst.
Hintergrund
In den 1960ern spielten die Beatles in Filmen mit wie A Hard Day’s Night, Yellow Submarine und Help. Jedes Mal wurde der Film nach einem Album benannt, das als Soundtrack verwendet wurde. Außerdem war auf jedem Album ein Song, der den gleichen Titel trug wie der Film selbst. Dabei handelte es sich um eine besondere Art von Projekt, die vielleicht nur mit so erfolgreichen Bands wie den Beatles möglich war. Für andere Bands war das die Zeit, in der man damit anfing, Live-Auftritte im Fernsehen zu übertragen. In den späten 40ern hatte man damit begonnen, Unterhaltung aufzuzeichnen. Für viele Leute war das die einzige Möglichkeit, MusikerInnen 'auf der Leinwand' zu sehen. Künstler wie Elvis Presley konnten nun von einem Massenpublikum gemütlich von zu Hause aus angeguckt werden – dafür musste man weder einen Plattenspieler besitzen noch musste man dafür bezahlen, wollte man die Musik von bestimmten KünstlerInnen hören.Bands bestanden damals selten auf den Eingentumsrechten und der künstlerischen Vision ihrer Leinwandpräsenz. Obwohl auch Michael Jackson mit dem Format 'Spielfilm' experimentiert hat, als er 1983 einen 13-Minüter für Thriller drehte, begann das Ausstrahlen von Musikvideos in der Form, wie wir sie heute kennen, 1981 mit MTV. Musikvideos wurden so produziert, dass sie der Länge eines Songs entsprachen, sie sollten die Verkäufe von physischen Alben promoten. Das Ganze beschränkte sich zwar auf die KünstlerInnen der Major Labels, doch Musik und Video entwickelten sich und nahmen neue Formen an, lange bevor YouTube überhaupt realisierbar war.
Machtverschiebung
In unserem Blog 'Wie man eine Portfolio-Karriere aufbaut' haben wir letztens einige Beispiele für KünstlerInnen gebracht, die durch ihre eigene Kreativität im Umgang mit Videos Erfolg hatten und Anerkennung erfahren haben. Bevor das Internet, die Handkamera, Laptops und Computer mit Schnitt-Programmen immer mehr Leuten zur Verfügung standen, war es für KünstlerInnen unmöglich, so zu arbeiten. Künstlerische Entscheidungen und der Schnitt wurden von professionellen Filmleuten aus der Video-, Kunst- oder der Filmbranche organisiert und umgesetzt und nicht von der Band selbst. Heute, da YouTube eine nutzergenerierte Plattform mit Millionen von Zuschauern ist, kann jede/r KünstlerIn einen Kanal erstellen und optimieren. Damit kann nicht nur die Musik promotet werden, sondern so kann auch Geld damit verdient werden. Das Musikvideo ist ein neues Produkt – und man kann als KünstlerIn die Kontrolle darüber übernehmen! Es gibt noch viele andere Plattformen, wie zum Beispiel Vimeo und MyVideo.de, welche MusikerInnen ihren eigenen Content hochladen lassen.Möglichkeiten für Videos
Nicht jede/r MusikerIn hat Lust, Musikvideos zu machen oder Interesse daran, visuell künstlerisch zu arbeiten. Gleichzeitig wissen die meisten MusikerInnen, dass sie in der heutigen Musikbranche ohne ein Musikvideo nicht wirklich ernst genommen werden können. Es gibt viele interessante Möglichkeiten, die du in Betracht ziehen kannst, wenn du darüber nachdenkst, was für eine Art von Video das beste Produkt für deine Band sein könnte.Live-Videos sind das einfachste Format. Es ist gut, wenn ein paar Online sind. Wenn du Fans oder Freunde hast, die Lust darauf haben, ein paar deiner Auftritte zu filmen, hast du gleich eine Unmenge an Material. Hüte dich aber vor Videos von unsäglicher Qualität, vor wackligen Händen oder halbfertigen Song-Versionen. Live-Videos können angebracht sein, um zu zeigen, dass deine Band auch auf der Bühne gut klingt, oder auch, dass es kleinen Variationen gibt zwischen deinen Live-Songs und den aufgenommenen Versionen. Außerdem sieht man so, dass du gut zu tun hattest, weil du viele Konzerte gespielt hast! Da dich die Videos aber auch in kein schlechtes Licht rücken sollen, solltest du deine Live-Präsenz Online sorgfältig beobachten. Wenn Leute zu viel Material mit niedriger Qualität hochladen, dann bitte sie, es wieder zu herunterzunehmen – vor allem, wenn du mittlerweile Videos machst, die eine viel bessere Qualität haben!
Eine besonders gute Möglichkeit, wie man an Aufnahmen von Live-Auftritten herankommen kann, ist, mit einem Blog zusammen zu arbeiten, der Live-KünstlerInnen bespricht und auch filmt. So wird zum Einen die intime Atmosphäre eines Live-Auftritts eingefangen. Außerdem tun die professionelle Kameraführung, die schönen Ideen und die Kulisse ihr Übriges – was bei einem Auftritt in einem überfüllten Veranstaltungsort oder bei einer Aufnahme, die ein Freund macht, nicht immer möglich ist. Die meisten dieser Seiten folgen dem Beispiel des französischen Blogothéque-Modells.
Das Spielen deiner Instrumente ist dann nach dem Live-Video das nächst höhere Level.Man sieht deine Band und wie alle ihre Instrumente spielen, du kannst aber auch zusätzlich künstlerische Mittel verwenden, wie Kostüme, Schnitte, ein Set und Beleuchtung. So hältst du das Video relativ einfach und kannst gleichzeitig, mit nur ein paar extra Kniffen, mehr von deiner Ästhetik oder dem Gefühl des Songs zeigen. Das Video für The Look von Metronomy – mit animierten Möwen – ist ein gutes Beispiel für eine Band, die dabei gezeigt wird, wie alle ihre Instrumente spielen.
AbstrakteVideos.Einer der Vorteile an der momentanen Entwicklung des Musikvideos ist, dass du nicht darin vorkommen musst. Viele KünstlerInnen nehmen altes Material und schneiden es zu einer Art Audiocollage zusammen oder arbeiten mit VideokünstlerInnen, die einzigartige Bilder schaffen, die zur Musik passen. Das ist ziemlich befreiend, wenn du nicht unbedingt das Gesicht des Produkts sein willst oder wenn du es liebst, neben deiner Musik visuelle Kunst zu machen, die mal nichts mit den Leuten oder den Instrumenten in deiner Band zu tun hat. Interaktive Musikvideos werden auch immer beliebter, denn auch Musik und Technologie vermischen sich zunehmend.
Das Musikvideo als Produkt - Fazit
Wenn man sich die verschiedenen Arten von Musikvideos anschaut, die heute produziert werden können, dann sieht man, dass diese Kunstform mehr ist als nur ein Marketinginstrument. Viele unabhängige KünstlerInnen, Labels und Blogs machen jetzt Videos, die einzigartige Produkte darstellen und so viel Liebe und Mühe beinhalten, wie die Musikaufnahmen selbst. Musikvideos können das Ergebnis von interdisziplinären Kollaborationen zwischen Video- und Audio-KünstlerInnen sein und mehr als nur Begleitmaterial für einen Song – man kann nämlich etwas vollständig Neues kreieren! Videos können dir dabei helfen, einen physischen Tonträger zu verkaufen. Sie können Leuten aber auch dabei helfen, einen Zugang zu deiner Musik zu finden, und dazu, wie du oder andere KünstlerInnen sie sich visuell vorstellen.Vevo ist nach wie vor YouTube’s größter Kanal und promotet Video-Content für Major-Label-KünstlerInnen. Das sollte dich aber von nichts abhalten! Du kannst die Chance ergreifen, deine Musik in Form eines neuen Produkts noch einmal neu zu erfinden – vielleicht auch als das Gegenteil der Variante 'Ein einziges Vinyl-Album'. Aber als Antwort darauf, wie sich die herkömmliche Art von Musikkonsum im Moment verändert, wäre das mindestens genauso wertvoll und interessant.
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