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Der Stand der Musikindustrie 2024: Wachstum, Herausforderungen und ein Bedarf an konkreten Lösungen

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State Of The Music Industry 2024 - iMusician

Im vergangenen Jahr verzeichnete die Musikindustrie ein erhebliches Wachstum durch verschiedene Einnahmequellen. Trotzdem bleibt es für Künstler*innen und Beschäftigte eine Herausforderung, in die Branche einzusteigen und in ihr zu bleiben. In diesem Artikel werfen wir einen kritischen Blick auf den Zustand der Musikindustrie und diskutieren die aktuellen Trends und Herausforderungen.

Zahlen und Veränderungen

Laut dem jüngsten Global Music Report der IFPI hat die Musikindustrie im Jahr 2023 ein erhebliches Wachstum erlebt. Die weltweiten Einnahmen aus Musikaufnahmen stiegen um 10,2 %, was vor allem auf bezahlte Streaming-Abos zurückzuführen ist. Einnahmen aus dem Abo-Streaming wuchsen um 11,2 % und machten 48,9 % des Weltmarkts aus. Ein Großteil des Wachstums ist auf die laufenden Investitionen der Plattenfirmen zurückzuführen, die jedes Jahr mehr als 7,1 Milliarden Dollar für A&R und Marketing ausgeben.

Was sagen uns die Zahlen über den Zustand und die Zukunft der Musikindustrie? Die erste und wohl wichtigste Feststellung ist, dass Musik-Streaming-Dienste von Verbraucher*innen weiterhin bevorzugt werden und daher für Künstler*innen von großer Bedeutung sind. Für Musikschaffende ist es daher besonders wichtig, ihre Musik auf Streaming-Dienste hochzuladen, damit sie von ihren Fans entdeckt und angehört werden können.

Streaming-Plattformen sind sich ihrer Position auf dem Markt bewusst und entwickeln ihre Dienste weiter. So hat Spotify in den letzten Monaten mehrere neue Features eingeführt, darunter eine KI-Playlist, und testet nun auch Videokurse in Großbritannien.

Es werden aber auch weitere Einschränkungen eingeführt, die nicht allen Artists und Usern gleichermaßen zugute kommen. Dazu gehören die Änderungen am Payout-System von Spotify, das nun verlangt, dass ein Song mindestens 1.000 Streams erreicht, um monetarisiert werden zu können. Währenddessen hat Tidal beschlossen, sein kostenloses Abo-Modell aufzugeben und durch ein Abo mit einer Tarifstufe zu ersetzen, das $10,99 pro Monat kostet. Auch Spotify kündigte an, dass es seine Preise erneut anheben wird.

IFPI betont die vielfältigen Herausforderungen

Obwohl einige Dinge im Musikgeschäft recht gut zu laufen scheinen, steht die Branche auch vor zahlreichen Herausforderungen, "darunter Streaming-Betrug, digitale Piraterie in all ihren Formen und natürlich die Bedrohung durch den Missbrauch generativer künstlicher Intelligenz, wenn diese nicht verantwortungsvoll und mit Respekt für die Rechte von Artists und Labels entwickelt wird", sagt Lauri Reichardt (IFPI).

Streaming-Betrug, Royalties, und Beinahe-Monopole

Streaming-Dienste haben Streaming-Betrug als kritische Herausforderung erkannt und führen immer wieder neue Systeme ein, um das Problem zu bekämpfen. Spotify zum Beispiel erkennt solche Aktivitäten und bestraft Betrug mit einer Strafgebühr pro Track. Als Teil der neuen Änderungen hat die Plattform beschlossen, keine Tantiemen mehr an Personen zu zahlen, die kurze Geräuschinhalte hochladen. Stattdessen wird Spotify das Geld an Artists verteilen, die es als "fleißig" betrachtet.

Während die Umverteilung Artists generell zugute kommt, erhalten nur diejenigen Geld, deren Tracks mehr als 1.000 Streams erreichen. Jedoch ist auch die Ungleichheit bei den Streaming-Zahlen gigantisch: Laut Bloomberg haben im Jahr 2023 ganze 45,6 Millionen Tracks null Streams generiert, während nur zehn Tracks mehr als 1 Milliarde Streams generiert haben. Wenn man bedenkt, dass sich viele Artists eher am unteren Ende der beiden Extreme befinden, priviligieren die Änderungen einmal mehr bereits etablierte Musikerschaffende.

Außerdem kritisieren Artists und Branchenvertretende Streaming-Plattformen weiterhin für ihre niedrigen Payouts und ihre Dominanz auf dem Musikkonsum-Markt. Auf diese Weise machen sie Musikschaffende von ihnen abhängig, während sie gleichzeitig nicht gut genug bezahlen. In diesem Zusammenhang betonen einige auch die Rolle der "großen Drei" - Spotify, Apple Music und Amazon Music - und ihre beinahe monopolartige Stellung.

Künstliche Intelligenz: Ängste vor Ersatz und Imitationen

Künstliche Intelligenz bleibt die größte Herausforderung für die Musikindustrie. Die Besorgnis von Artists erstreckt sich auf verschiedene Bereiche. Während die einen befürchten, dass AI sie ganz oder teilweise ersetzen könnte, haben andere Angst vor Urheberrechtsverletzungen und Imitationen durch sogenannte Deepfakes. Beide Befürchtungen sind berechtigt, denn AI kann bereits eine ganze Menge: Beats erzeugen, Melodien und Texte schreiben, Stimmen klonen und gefälschte, aber realistische Videos erstellen.

Während einige Regierungen bereits damit begonnen haben, AI mit neuen Gesetzen und Vorschriften zum Schutz der Menschen einzuschränken, ignorieren viele Unternehmen die Warnungen. Stattdessen bauen sie weiterhin AI-Tools in ihre Produkte ein und entwickeln neue Systeme, die zu weiteren Problemen führen könnten. Zum Beispiel hat TikTok trotz seiner prekären Lage auf dem US-Markt verschiedene Patente und Marken in den USA angemeldet, um sich die Rechte an seiner Musik-AI-Technologie zu sichern. Schon jetzt besteht ein ständiger Konflikt zwischen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen. und ein fehlender rechtlicher Rahmen wird solche Auseinandersetzungen nur noch verschärfen.

Entlassungen und mangelnde Sicherheit für Arbeitnehmende

Doch Artists sind nicht die Einzigen, die mit großer Instabilität konfrontiert sind. Auch Arbeitnehmende haben zurzeit mit viel Unsicherheit zu kämpfen. Über die letzten Monate hinweg haben mehrere große Unternehmen beschlossen, Hunderte von Menschen zu entlassen. Und das, obwohl sie alles andere als finanziell angeschlagen sind. So kam es bei Universal Music Group, Warner Music, YouTube und Spotify zu Entlassungen, die eine Vielzahl an Menschen unerwartet traf.

Solche Entscheidungen werden oft mit gängigen, aber abstrakten Begriffen wie Wachstum, Innovation, Wettbewerbsfähigkeit, Umstrukturierung und Entwicklung begründet. Weil sie überzeugend klingen, werden sie meist ohne weiteres Hinterfragen akzeptiert. Aber wenn es sich nicht gerade um ein kleines Unternehmen handelt, das in ernsten finanziellen Schwierigkeiten steckt, sind Entlassungen in der Regel nicht unbedingt notwendig. Sie sind vielmehr das Ergebnis einer Wirtschaft, die Wachstum auf Kosten von Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit fordert.

An dieser Stelle wird es schwierig. Denn obwohl die Musikindustrie weiter gewachsen ist, hat sich das Gesamtwachstum im Vergleich zu früheren Jahren verlangsamt. Dies liegt in erster Linie daran, dass der Streaming-Markt zunehmend gesättigt ist. Andererseits müssen Unternehmen neue Wege finden, ihre Kundschaft zu vergrößern und abseits von Preiserhöhungen Gewinn zu schaffen. Dies hat einen einfachen Grund. Im gegenwärtigen Wirtschaftssystem müssen sich Unternehmen gegenüber Aktionär*innen als profitabel darstellen, um Geld für verschiedene Aktivitäten und für weiteres Wachstum aufbringen zu können. Wenn Unternehmen weniger profitabel für Investor*innen erscheinen, unternehmen sie oft drastische Schritte, um die Kosten zu senken - wie etwa das Entlassen von Mitarbeitenden.

Wachstum wird oft als selbstverständlich angesehen, aber die Gültigkeit des Status quo kann einfach in Frage stellen: Was ist das Endziel? Denn Unternehmen scheinen zu ignorieren, dass sie nicht immer erwarten können, ihre Wachstumsziele durch ihre Kundschaft zu erreichen. Während Streaming-Dienste ihre Abopreise Jahr für Jahr erhöhen, fällt es immer mehr Menschen schwer, die steigenden Kosten für lebensnotwendige Güter zu decken. Wenn Inflation und das Profitieren von menschlichen Grundbedürfnissen dazu führen, dass sich Menschen immer weniger leisten können, verschwindet auch die Möglichkeit, Geld für nicht unbedingt notwendige Services auszugeben. Außerdem stoßen Änderungen an Geschäftsmodellen und Diensten selten auf Begeisterung - wie etwa bei Instagram, das versucht, zu TikTok zu werden, oder bei Netflix, dessen neues, günstigeres Abo aufgrund von integrierten Werbungen eher als störend wahrgenommen wird.

Ein möglicher Ausweg aus der aktuellen Lage könnte im Konzept des Degrowth liegen. Die Bewegung setzt sich dafür ein, das unerbittliche Streben nach Wachstum aufzugeben und das soziale und ökologische Wohlergehen über Unternehmensgewinne, Überproduktion und übermäßigen Konsum zu stellen. Ein Ansatz, der langfristige Stabilität und Erhaltung über Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit stellt, würde sicherlich die Leben von Verbraucher*innen und Arbeitnehmenden stabilisieren. Da dies jedoch nicht die Herangehensweise des derzeitigen Wirtschaftssystems ist, werden Entlassungen in der Branche ein Thema bleiben, bis es zu größeren wirtschaftlichen Veränderungen kommt.

Schließlich diskutieren Fachleute aus der Branche aktiv über aktuelle und zukünftige Trends in der Musikindustrie. Dazu gehören:

  • Eine Zunahme des Konsums und der Produktion von regionaler, nicht-englischsprachiger Musik

  • Weitere Personalisierung des Musikkonsums durch AI-Tools

  • Menschen werden weiterhin Celebrities kritisieren, die sich nicht für Menschenrechte einsetzen (z. B. diejenigen, die permanent Privatjets für Kurzstreckenreisen nutzen)

  • Eine zunehmende Vermischung von Genres und die Entwicklung von mehr Nischengenres

  • Ausrichtung auf "Superfans", d.h. Mitglieder einer Hörerschaft, die auf mehreren Ebenen mit Artists interagieren

  • Wachstum im Nahen Osten und Nordafrika, in Afrika südlich der Sahara, Asien und Lateinamerika

  • Videoinhalte werden für Musikvermarktung weiterhin von großer Bedeutung sein

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