In unserem letzten Post 'Wie gründest du dein eigenes Platten-Label: 1.Teil' haben wir dir ein paar grundlegende Gedanken zum Start deines eigenen Platten-Labels mitgegeben. Jetzt schauen wir uns die nächsten Schritte an. Du hast die Entscheidung getroffen, ein Label zu gründen, alle nötigen geschäftlichen Angelegenheiten sind bewältigt und jetzt – lass uns zum angenehmen Teil übergehen: welche Bands wirst du veröffentlichen?
Marktforschung
Es ist enorm wichtig, schon im Vorhinein zu entscheiden, was das Alleinstellungsmerkmal deines Labels sein soll. Die erfolgreichsten Indie-Labels wissen ganz genau, was in ihrer lokalen Musikszene gerade los ist. Sie wissen, für welches Genre sie stehen wollen und kennen die Bands aus diesem Genre, für die sich die Leute interessieren könnten.- Wenn du auch nur im Ansatz darüber nachdenkst, ein Label zu gründen, dann solltest du mit deiner lokale Bandszene bereits etwas vertraut sein. Deine Beziehungen wirst du natürlich trotzdem immer weiter ausbauen können. Du musst dir sicher sein, dass du aufkommende Talente erkennen kannst, bevor dies anderen gelingt!
- Für ein neues Indie-Label bietet es sich an, für ihre ersten KünstlerInnen eine Compilation herauszubringen. Egal in welchem Format sie dann vorliegt – die Veröffentlichung tut kund, was deine Ästhetik ist und mit welchen Bands du zusammenarbeitest. Außerdem nimmst du so den Druck von den Bands, gleich Geld für dich verdienen zu müssen. Durch Compilations kannst du herausfinden, auf welche Bands und Songs das Publikum am besten reagiert. Das wird dir bei zukünftigen Veröffentlichungsstrategien und -entscheidungen helfen. Bands können bei ihren Konzerten gleichzeitig ihre eigene Musik und die Label-Compilation verkaufen. Falls du an anderweitigen Compilations mit anderen Bands oder Labels teilnimmst, dann solltest du für die entsprechenden Songs in jedem Fall die Lizenzen abklären.
Mach dir einen Plan
Bei jedem Indie-Label wird die Versuchung aufkommen, gleich alle deine Freunde unter Vertrag zu nehmen, die bisher noch immer nicht die verdiente Anerkennung bekommen haben. Das kannst du zwar tun, aber auf lange Sicht wird es dir wenig Geld und wahrscheinlich auch nicht viel Respekt einbringen. Wie wir schon in 'Wie gründest du dein eigenes Platten-Label: 1.Teil' erwähnt haben: es ist ein Business und du solltest, was das Geschäftliche angeht, unnachgiebig sein. Das heißt nicht, dass du die Bands, an die du glaubst, nicht unterstützen solltest und natürlich mögen genau sie der Grund sein, warum du überhaupt erst auf die Idee mit dem Label gekommen bist! Es ist einfach nur so, dass du versuchen musst, realistisch zu sein und künstlerisch so stringent wie möglich zu bleiben.- BBC 6 stellt in ihren Information über die Gründung eines eigenen Platten-Labels fest: „Das Ideal ist, eines Tages soweit zu sein, dass die Leute nach einer deiner Veröffentlichungen greifen und sich hundertprozentig sicher sein können, dass sie ein Album von höchster Qualität in der Hand halten, das ihrem Lieblingsgenre entspricht.“
- Mit dieser Art von 'Branding' wirst du dir in der Musikindustrie sicher einen Namen machen können. Erfolgreiche Indie-Labels haben sich das Vertrauen ihrer Kunden und ihrer Bands erarbeitet. Es ist wie ein Schneeballeffekt. Sobald das Publikum und die Band auch nur ansatzweise erahnen können, welche Qualität und Originalität du mit deinen Veröffentlichungen zu bieten hast, werden sie dich umso wahrscheinlicher unterstützen. Definiere deine Ästhetik und bleib' dabei.
- Du solltest darauf achten, dass deine Art, dich zu präsentieren und dein Auftreten stimmen. Indie-Labels können mit Majors, was Vorschüsse und CD-Verkäufe angeht, nicht mithalten. Um das wettzumachen, musst du einen guten Ruf, eine gute Ästhetik und eine Menge von Möglichkeiten für die wirklich guten Newcomer-Bands, die du unter Vertrag nehmen möchtest, bieten können. Das kannst du erreichen, indem du gute Beziehungen aufbaust zu Booking-Agenturen, Studios, ProduzentInnen, PromoterInnen und MusikjournalistInnen. Du kannst außerdem ein paar Leute mit multidisziplinären Kompetenzen einstellen, die spezifisch für dein Label arbeiten.
Bandverträge
Nun zum nächsten Abschnitt. Du hast dich für deine Bands entschieden – wie machst du eure Zusammenarbeit nun offiziell? Falls du nicht gerade einen/eine Musikanwalt/Musikanwältin in deinem Team hast oder jemanden, der/die in diesem Bereich Experte/Expertin ist, dann musst du einen/eine Rechtsanwalt/Rechtsanwältin engagieren, um deine wichtigsten Verträge auszuarbeiten.- Labels übernehmen häufig die Pflichten, um die sich sonst die unabhängigen MusikerInnen selbst zu kümmern haben. Die meisten Verträge verpflichten ein Label dazu, sich ums Marketing, um die Herstellung und den Vertrieb zu kümmern. Die Band wird oft so lange nicht ausbezahlt, bis das Label das Geld wieder eingenommen hat, das es investiert hat (wobei du die Tantiemen durch mechanische Rechte an den/die Songwriter/in auszahlen musst oder dich damit einverstanden erklären musst, die Online-Verdienste zu teilen).
- Setze dir für deinen Vertrag einen zeitlichen Rahmen. Beinhaltet der Vertrag die Veröffentlichung eines Albums, das schon aufgenommen wurde? Die Aufnahme und den Release eines neuen Albums? Oder mehrere Alben im Laufe der kommenden Jahre?
- Organisiere die Details der Lizenzrechte – wie hoch ist der Prozentsatz an den Tantiemen und den Verkäufen, der ans Label gehen soll, im Ausgleich für die Investition in die Band? Wie lange soll die Vereinbarung gelten? Wie viel würdest du verlangen, wenn du die Band an ein größeres Label weiterverkaufst?
Verwertungsgesellschaften
Um die Tantiemen für die musikalischen Aufführungs- und mechanischen Vervielfältigungsrechte einer Band einzusammeln, muss ein Label die Verlagsrechte ihrer KünstlerInnen lizenzieren. Das ist heutzutage ziemlich üblich und normalerweise Teil des Bandvertrags. Als nächstes musst du dein Label bei der Verwertungsgesellschaft registrieren, die für das jeweilige Land gilt. In England würde das bedeuten, du musst dich bei der PRS und PPL anmelden, in Deutschland bei der GEMA und beim BIEM. In Deutschland brauchst du zusätzlich einen Label-Code (LC gefolgt von 5 Zahlen), den die GVL (Verwertungsgesellschaft) vergibt und den man für die Identifizierung von physischen Musikformaten benötigt. Physische Veröffentlichungen brauchen Strichcodes und ISRC-Codes. Diese Codes ermöglichen es KünstlerInnen und Labels bezahlt zu werden, während ihre Musik gespielt und verkauft wird.Die Organisation dieses Verwaltungsbereichs deines Labels hängt stark davon ab, wo dein Sitz ist, wo deine Bands herkommen und wo du deine Veröffentlichungen am liebsten vertreiben möchtest. Du solltest dir bei erfahrenen ExpertInnen oder bei MusikrechtsanwältInnen in deiner Nähe Rat holen, um mehr Details zu erfragen. Ein wesentlicher Schritt in diesem ganzen Prozedere ist aber, dich mit deinem Label bei einer Verwertungsgesellschaft anzumelden.
In unserem abschließenden Blog darüber, wie du dein eigenes Label gründest, werden wir genauer eingehen auf Studios, ProduzentInnen und den eigentlichen Sound, den dein Label repräsentiert, sowie auf Veröffentlichungsstrategien und auf Produktion und Marketing deiner finalen Produkte. Hast du Kommentare, Fragen oder eigene Erfahrungen, die du mit uns teilen möchtest? Dann schreib uns!
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