Introvertierte Artists tun sich oft schwer damit, ihre Musik zu vermarkten. Modernes Marketing erfordert eine starke Online-Präsenz und viel Interaktion mit der Außenwelt. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist, auf eine kontrollierte und subtile Art und Weise bekannter zu werden. Dieser Artikel soll introvertierten Künstler:innen helfen, sich nach ihren Bedürfnissen zu vermarkten.
Was bedeutet es, introvertiert zu sein?
Introvertiert und extrovertiert sind Begriffe, die Menschen gerne nutzen, um sich im Verhältnis zu anderen zu beschreiben. Introvertierte Personen finden die Begriffe oft besonders hilfreich. Grund hierfür ist, dass sie ihre Persönlichkeiten mit einem allgemein verständlichen Label erklären können, ohne ständig ins Detail gehen zu müssen.
Laut WebMD sind introvertierte Menschen mehr mit ihren inneren Gedanken und Gefühlen beschäftigt als mit äußeren Reizen. Sie bevorzugen kleinere Gruppen gegenüber großen Versammlungen und verbringen gerne mehr Zeit alleine. Sie empfinden es als angenehmer, allein zu arbeiten und benötigen Zeit für sich, um ihre Gedanken, Gefühle und Informationen zu verarbeiten. Meistens sind sie auch sehr kreative Menschen mit einer lebhaften Fantasie. Diese Kombination von Eigenschaften macht sie zu idealen Artists, von denen viele eine kreative Laufbahn einschlagen.
Introvertiert zu sein ist nicht gleichbedeutend mit schüchtern, obwohl für manche Menschen beide Begriffe zutreffen können. Jedoch finden es viele stressig, sich anderen gegenüber übermäßig zugänglich machen und ständig auf die Erwartungen anderer eingehen müssen. Erfolg in der Musikbrache bedarf sichtbarkeit, was anstrengend sein kann und mit den Lebensgewohnheiten mancher Menschen kollidiert. Denn je mehr du deine Fangemeinde und dein Publikum vergrößerst, desto mehr Anfragen werden kommen und desto mehr Aufmerksamkeit wirst du erhalten.
Aber keine Sorge. Das bedeutet nicht, dass es unmöglich ist, dich auf eine kontrolliertere und subtilere Weise zu vermarkten. Es kann sogar sehr vorteilhaft sein, darauf zu achten, wie du mit der Öffentlichkeit interagierst. Hier sind einige Marketingtipps für Artists, die sich selbst als introvertiert bezeichnen.
1. Trenne dein Privatleben von deiner Kunst
Von Artists wird oft erwartet, dass sie ihre Persönlichkeit in eine Marke verwandeln. Während Musikproduzent:innen mehr Spielraum haben, sich im Hintergrund zu halten, haben Sänger:innen oft keine andere Wahl, als das "Gesicht" ihrer Kunst zu sein. Diejenigen, die sich im Rampenlicht nicht wohl fühlen, erleben daher viel Druck. Das kann sie sogar in eine Lage bringen, in der sie ihre Karriere in Frage stellen.
Das Gesicht deiner Marke zu sein, ist hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig. Wenn du dein Privatleben von deinem Berufsleben trennst, kannst du dich im Hintergrund halten und deine Musik sprechen lassen. Das bedeutet, dass du dich beim Teilen von Informationen und Updates hauptsächlich auf deine Kunst, deine Releases und deinen kreativen Prozess konzentrieren solltest. Vermeide es, zu viele Details aus deinem Privatleben mitzuteilen, wenn du nicht möchtest, dass zu viel über dich gesprochen wird.
Achte aber darauf, dass du nicht zur "geheimnisvollen Person" wirst, die Leute unbedingt kennen wollen. Manchmal interessieren sich Menschen besonders für etwas, wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen Informationen vorenthalten werden (auch Streisand-Effekt genannt). Um zu vermeiden, dass du in diese Falle tappst, solltest du dich verfügbar genug machen, dass andere deine Grenzen nicht überschreiten.
2. Wähle mit Bedacht, wenn du an Interviews und PR-Aktivitäten teilnimmst
Leider bemühen sich nicht alle Zeitschriften und Blogs darum, respektvoll über Personen der Öffentlichkeit zu sprechen. Deshalb solltest du recherchieren, bevor du ein Interview annimmst. Lehne Einladungen von denen ab, die nur darauf aus sind, ein Drama zu inszenieren. Sprich stattdessen mit Journalist:innen und Blogger:innen, die deine Grenzen ernst nehmen und dafür sorgen, dass du dich wohl fühlst.
Ebenso solltest du dich nicht in PR-Aktivitäten stürzen, ohne dich darüber zu informieren, an wen du deine Releases und Mediakits schickst. Du kannst zwar nicht kontrollieren, wer letztendlich über dich spricht - einen gewissen Einfluss darauf, wer deine PR-Materialien zuerst liest und was die Hauptbotschaft sein wird, hast du aber.
3. Nimm dir strategisch Zeit für Social Media
Für introvertierte Menschen können Soziale Medien extrem überwältigend sein, da sie rund um die Uhr mit Informationen versorgen. Sie schaffen auch eine verzerrte Erwartungshaltung, wann und wie oft ein Mensch erreichbar sein sollte. Aus diesem Grund sollten introvertierte Menschen strategisch planen, wie viel Zeit sie online verbringen.
Nimm dir idealerweise 2 oder 3 Tage pro Woche Zeit, um auf Nachrichten und Anfragen zu antworten. Setze dich nicht unter Druck, etwas zu posten, und konzentriere dich auf Qualität statt Quantität. Bewusste Pausen zu planen und sie mit deinem Publikum zu kommunizieren, kann dir ebenfalls helfen, ein gutes Gleichgewicht zu finden.
4. Wähle deine Plattformen und dein Publikum
Achte auch darauf, dass du die richtigen Plattformen wählst, die ein langsameres, aber kontrollierteres Wachstum ermöglichen. Zum Beispiel bietet TikTok mehr Möglichkeiten, schnell und unerwartet viral zu gehen. Dies kann aber auch sehr schnell zu viel Aufmerksamkeit erzeugen. Instagram hingegen hat sich zu einer Plattform mit langsamerem Wachstum entwickelt, was langfristig für dich sinnvoller sein kann und dir die Möglichkeit gibt, dich mit den "richtigen" Menschen zu verbinden.
Anstatt dich auf Massenattraktivität und Mainstream-Musik zu konzentrieren, arbeite in einer Nische, die zu deiner Persönlichkeit passt. Sobald du dich in einem Subgenre oder einer Subkultur etabliert hast, kannst du deine Auftritte bewusst kleiner halten. Du kannst zum Beispiel private Livestreams erstellen und nur eine Handvoll Leute über RSVP-Links dazu einladen.
Fazit: Marketingstrategie für introvertierte Artists
Obwohl introvertierte Artists oft mit Online-Marketing zu kämpfen haben, können auch sie verschiedene Tools und Strategien nutzen, um sich weiterzuentwickeln. Du kannst viel tun, um die richtige Balance zwischen deiner Komfortzone und dem Bedürfnis nach Sichtbarkeit zu finden. Wenn du dich als introvertiert identifizierst, überlege dir gut, wie viel und was du online teilst. Sprich mit Journalist:innen und Blogger:innen, die dir gegenüber respektvoll sind. Nimm dir Zeit für Social Media sowie genügend Abstand vom Internet. Wähle die richtigen Plattformen, um die richtigen Leute anzusprechen und baue deine Fangemeinde langsam auf, damit du dich nicht überfordert fühlst.