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Die ersten 30 Sekunden

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Sanduhr und Wecker an einer Holzwand im Hintergrund

Warum sind die ersten 30 Sekunden eines Lieds so wichtig? In der heutigen schnelllebigen Streamingwelt entscheiden diese ersten Eindrücke, ob sich jemand die Zeit nimmt, den Song ganz anzuhören oder nicht. Mit einem so leichten Zugang zu so viel Musik, jederzeit und überall, wird es immer schwieriger, die Aufmerksamkeit eines Zuhörers über den ganzen Song hinweg zu behalten. Hier ein paar Vorschläge, wie diese entscheidenden ersten 30 Sekunden unvergesslich werden:

Komm auf den Punkt!

Ziemlich alle Songs haben stärkere und schwächere Momente, die stärkeren sind es, die das Ohr des Zuhörers fesseln und ihn zu einer Reaktion bewegen (entweder weiterhören oder skippen). Was auch immer der stärkste Moment in deinem Song ist, es ist eine gute Idee, diesen in den ersten 30 Sekunden einzuführen und ihn im Songverlauf regelmäßig wieder auftauchen zu lassen. Das ist eines der Mittel, die du einsetzen kannst, um eine gute Single zu schreiben. Hast du zum Beispiel einen Song mit einer herausragenden, eingängigen Melodie, Hookline oder Phrase, aber diese taucht nicht vor der Hälfte der Songlänge auf, heißt das, dass du die Wahrscheinlichkeit verringerst, dass Zuhörer diese starken Moment überhaupt mitbekommen oder sich das Lied in Gänze anhören. Ein langes Intro, das den Song aufbaut und den Einstieg hinauszögert kann im Rahmen eines Liveauftritts sehr reizvoll sein, auf einer Aufnahme wirkt das in der Regel jedoch weit weniger effektiv. Meist haben die Hörer schon in den ersten Sekunden eines Songs einen Eindruck davon, ob sie den Rest des Songs hören wollen oder gar ein ganzes Album.

Mach den Klingelton-Test!

Eine gute Möglichkeit, die Effektivität deiner ersten 30 Sekunden zu testen ist es, den Song als Klingelton auf deinem Mobiltelefon einzustellen. Wenn es klingelt und dein Track ertönt, beobachte die Reaktionen in deiner Umgebung und sieh nach, wie bzw. ob dein Umfeld dem Song Beachtung schenkt. Lenkt er die Aufmerksamkeit auf sich? Auf eine gute Weise? Oder wirkt er eher irritierend? Bemerkt man ihn überhaupt? Sieh, wie deine Freunde reagieren, ohne ihnen gleich auf die Nase zu binden, dass es sich um deinen neuen Track handelt. So kannst du überprüfen, wie viel Aufmerksamkeitspotenzial in deinen ersten 30 Sekunden steckt. Wenn das Resultat überzeugend ist und dein Umfeld auf eine positive Art und Weise reagiert, teile den Song mit deinen Freunden und Followern, und sie werden ihn ihrerseits in ihrem Umfeld weiterverbreiten – eine einfache und effektive Art, deinen Namen und deine Musik einem erweiterten Publikum bekannt zu machen.

Der Singalong-Faktor

Nicht nur der Ton, auch der Text macht die Musik und transportiert die zentralen Elemente des Songs: den Rhythmus, die Melodie und die inhaltliche Aussage. Der Rhythmus des Songtexts ist ein essenzieller Bestandteil dabei, deinen Song zum Ohrwurm zu machen. Das ist das, was auch noch nach Dekaden von großen Songs in Erinnerung bleibt. Hierin liegt die spezielle Magie von Kinderliedern, Abzählreimen und Volksliedern begründet. Das rhythmische Element des Texts hilft, die Melodie zu verankern und mitsingbar zu machen. Genau diese Eingängigkeit solltest du von Anfang an zu erreichen versuchen. Setze auf Lyrics, die auch ohne Melodie als Gedicht in einem festen Rhythmus- und Reimschema funktionieren und du wirst sehen, wie stark der gesamte Song wird.

Besondere Kennzeichen? Ab nach vorne damit!

Gibt es in deinem Song einen markanten Sound, eine Hookline, eine Melodiephrase oder ein anderes auffälliges Element, dann sieh zu, dass du das möglichst schon in den ersten 30 Sekunden einbauen kannst. Zum Beispiel gibt es im Intro zu Nancy Sinatras Version zu These Boots Are Made for Walkin' diese chromatisch absteigende Gitarrenlinie, die super markant ist, weil sie sofort die Aufmerksamkeit des Zuhörers einfängt und klanglich und musikalisch tatsächlich das Bild von laufenden Stiefeln hervorruft. Dieser Lauf wird nach dem Strophe/ Refrain-Schema wiederholt und taucht jedes Mal erneut als Hallo-Wach-Element auf. Solch subtile musikalische Stilmittel gleich im Intro können sehr effektiv sein und den Hörer in den Song hineinziehen. So auch im Queen-Klassiker Bohemian Rhapsody, in welchem zu Beginn eine sehr schlichte, reduzierte und spärliche Piano-Melodie ertönt. Diese Töne bleiben sofort im Gedächtnis haften und bilden die Grundlage, auf der sich die Emotion und der Inhalt des Gesangs in ihrer vollen Pracht entfalten können.

Weg mit dem Schnickschnack!

Wenn du es ernst damit meinst, dass Leute deine Musik hören sollen, dann hast du keine Sekunde und kein Byte zu verschwenden. Dein langes Streicher-Intro mit dem Waldhornsolo mag sicherlich schön und stimmungsvoll sein, aber wenn Hörer in digitalen Musikangeboten nach neuen Lieblingsliedern suchen, werden sie schlichtweg nicht so viel Zeit aufwenden, das alles anzuhören, wenn dein Stück nicht binnen der ersten dreißig Sekunden seine wahre Substanz offenbart. Also: Verzichte auf jedes überkandidelte Beiwerk und unnötige Klangeskapaden in deinem Stück, die nur dem Zweck dienen, Aufmerksamkeit zu erlangen. Die wahre Stärke deines Stücks liegt in seiner Authentizität und der gesamten Klangästhetik. Denn ein abgefahrenes, ungewöhnliches und wildes Intro mag den Hörer zuerst einfangen, doch wenn dann der eigentliche Song einsetzt und dieser nicht hält, was das Intro verspricht, wird er das unbarmherzig durch Weiterskippen bestrafen. Stell dir den Song wie einen lebenden Organismus vor, in dem alle Bestandteile zusammenarbeiten müssen. Anders ausgedrückt: Versuch nicht, den Hörer mit Soundspektakeln zu ködern, mach besser den Song an sich so fesselnd wie möglich.

Der erste Eindruck zählt

Die ersten Eindrücke sind die, die bleiben. Wenn sich etwa zwei Personen treffen, entscheiden die ersten Sekunden der Begegnung darüber, wie gut die beiden miteinander harmonieren. Das ist kein bewusster Prozess – aber ein enorm starker. Das erste, was du von einer neuen Band bzw. einem Künstler hörst, sollte das widerspiegeln, was sie wirklich sind und wofür sie stehen. Als abschließendes Beispiel würde ich empfehlen, sich The White Stripes - I Can Tell That We Are Gonna Be Friends anzuhören als hervorragendes Beispiel dafür, wie man auf den Punkt kommt und das rüberbringt, worauf es ankommt. Sogar der Songtitel wird in den ersten 30 Sekunden gesungen und ist schwer wieder aus dem Kopf zu bekommen – weil er die Essenz des Songs transportiert.

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