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Geh den nächsten Schritt als DJ mit Stems-Dateien

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DJ mixing with traktor

Die Entwickler von Native Instruments stellten kürzlich ein neues Dateiformat namens Stems vor. Wie der Name schon sagt, können Produzenten damit eine Datei erstellen, die vier einzelne Stammspuren (Stems) enthält, auf die man mit der richtigen Software auch individuell zugreifen kann. Es bedarf nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, welch neue Möglichkeiten diese Innovation auf den Prozess des Live-Mixings haben wird und bereits hat. Wir haben uns das neue Format etwas genauer angesehen und Jonas Körwer von Native Instruments ein paar Fragen gestellt. Dabei wurde deutlich: Stems haben nicht nur das Potenzial, die Arbeit von DJs und Produzenten auf die nächste Ebene zu heben, sondern auch das Einkommen der Künstler.

Wie erstellt man eine Stems-Datei?

„Um Stems zu kreieren benötigt man Zugriff auf das original DAW-Projekt, um daraus vier einzelne Spuren zu bouncen“, erklärt Jonas Körwer, und er fährt fort: „Hat man zum Beispiel seinen Track fertig in Ableton produziert, muss man alle Spuren in vier Gruppen aufteilen (Drums, Bass, Synths und Vocals zum Beispiel), diese dann einzeln bouncen und mit dem Master zusammen in den Stems Creator packen. Der Stems Creator, welcher zur Zeit als Beta Version auf stems-music.com frei zum Download verfügbar ist, kreiert dann aus den 5 Spuren ein stems.mp4 file.“

Wer die Stems-Creator-Beta auf stems-music.com herunterlädt, erhält zudem zwei PDFs, Readme und einen Leitfaden für das Kreieren von Stems. Der Leitfaden erinnert einen beispielsweise daran, die Stammspuren entweder als WAV oder AIFF zu exportieren, da der Stems Creator nur unkomprimierte Audio-Files in diesen Formaten akzeptiert, um einen Output in hoher Qualität zu gewährleisten. Eine Stems-Datei ist im Schnitt etwa 70MB groß.Es ist essenziell, dass die vier Stammspuren sowie die Masterdatei zeitlich aneinander ausgerichtet sind, bevor du sie in den Stem Creator lädst – damit Einsatzpunkte und Beat-Raster anschließend sowohl beim Master als auch den Stammspuren synchron sind.Es ist essenziell, dass die vier Stammspuren sowie die Masterdatei zeitlich aneinander ausgerichtet sind, bevor du sie in den Stem Creator lädst – damit Einsatzpunkte und Beat-Raster anschließend sowohl beim Master als auch den Stammspuren synchron sind. Nachdem alle Dateien in den Stem Creator geladen wurden, können sie benannt werden. Du kannst ihnen zudem eine Farbe geben, um sie noch besser auseinander halten zu können, sowie die Metadaten des Tracks eintragen (Künstlername, Songtitel, Label, Jahr usw.). Zum Schluss gilt es die Dynamik (Kompressor, Limiter) anzupassen, um den Sound von Stems-Mix und Masterdatei anzugleichen. Dies gewährleistet, dass man keinen Unterschied hört, wenn du zwischen beiden hin und her schaltest. Herzlichen Glückwunsch, du kannst deine Datei nun exportieren.

Die offensichtliche Variante ist es, eine Stammspur mit Drums, eine mit Bass, eine dritte mit den Hauptinstrumenten und eine vierte für die Vocals zu kreieren. Auf Beatport könnt ihr sehen, wie eine Stems-Datei aussieht und eine wenig damit spielen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Seht euch dieses Tutorial an, um weitere Informationen zum Erstellen eine Stems-Datei mit dem Stem Creator zu erhalten.

Ein offenes Format

Jonas Körwer von Native Instruments gab noch ein paar weitere Details zum Enkodierprozess preis: „Eine Stems-Datei nutzt den MP4-Container. Damit können Stems-Files in jedem MP4-fähigen Player, z.B. iTunes, abgespielt werden. Dort hört man dann allerdings nur den Master, den man vorher im Stem Creator eingefügt hat.“ Die eigentliche Innovation, der Zugriff auf vier unterschiedliche Parts des Tracks, ist bisher nur in NIs hauseigener Software Traktor erlebbar. „Dort kann man dann einzelne Spuren des Tracks individuell beeinflussen, d.h. mit Effekten belegen, die Lautstärke anpassen etc“, erklärt Körwer und ergänzt:Das Stems-Format ist offen, sodass andere Hersteller es implementieren können.„Das Stems-Format ist offen, sodass andere Hersteller es implementieren können. Dazu wird bald ein Developer-Toolkit auf stems-music.com herausgegeben. Damit werden alle DSP-Libraries und Spezifikationen des Formats öffentlich freigegeben. Andere Hersteller sind dazu eingeladen, es in ihre Hard/Software zu integrieren. Es wurde schon Interesse bekundet, allerdings liegt die Entscheidung nun bei den anderen Firmen.“

Härtetest

Da Stems erst vor Kurzem vorgestellt wurden, ist es gar nicht so leicht, DJs zu finden, die es bereits nutzen. Neben Traktor gibt es noch andere weit verbreitete DJ-Software, beispielsweise Serato. Die Nutzung von Stems-Dateien wird vermutlich zunehmen, sobald NI das Toolkit für Entwickler veröffentlicht. DJ Steve Canueto hat seine Erfahrungen mit Stems für digitaldjtipps.com zusammengefasst. Demnach habe er sich beim Auflegen um so viele unterschiedliche Dinge kümmern müssen, dass er gar nicht wirklich registriert habe, was er da eigentlich spielte. Zudem vergesse man leicht, dass man gerade keinen Stems-Track spiele, so Canueto. Es sei „enttäuschend“, plötzlich zu realisieren, dass man eine reguläre MP3 abspiele, die es einem natürlich nicht erlaube, Synths oder Vocals einfach zu eliminieren.

Canueto machte zudem zwei weitere wichtige Beobachtungen: Zum einen realisierten die meisten Menschen im Publikum nicht, was man da eigentlich tue. Erwartet also keine zusätzlichen Huldigungen für eure Mixing-Skills. Zum anderen sei es eine belebende Erfahrung gewesen. Nach 20 Jahren als DJ kann der Job schon mal an Reiz verlieren. „Dank Stems musste ich mich zur Abwechslung mal wieder richtig ins Zeug legen“, so Canueto.

Neue Einnahmen für Künstler

Stems sind nicht nur für DJs interessant, weil diese auf neue Arten mit Musik interagieren können. Stems generieren zudem mehr Einnahmen für die Künstler, deren Musik aufgelegt wird. Eine Stems-Datei kostet mehr als eine reguläre MP3, es bleibt abzuwarten, auf welchem Niveau sich die Preise einpendeln. Im obigen Beatport-Beispiel kostete die Datei umgerechnet 2,60 Euro. Labels, die alte Songs aus ihrem Katalog neu exportieren, um sie als Stems-Datei verfügbar zu machen, verlangen eventuell mehr. In jedem Fall erhält der Künstler einen höheren Betrag. Stems sind zurzeit auf Traxsource, Bleep, Wasabeat, Beatport, Junodownload und whatpeopleplay erhältlich. Somit ist der Großteil der Downloadstores abgedeckt.DJs haben durch Stems vorher nicht da gewesene Möglichkeiten Tracks zu mischen sowie Mash-ups und Remixe während eines Sets zu kreieren.Doch es geht nicht nur ums Geld. Laut Körwer erhielten Künstler dank Stems „mehr publicitiy, da prominente Hooks oder Basslines von DJs neu interpretiert werden können. DJs haben durch Stems vorher nicht da gewesene Möglichkeiten Tracks zu mischen sowie Mash-ups und Remixe während eines Sets zu kreieren.“ Oder stellt euch zwei Produzenten vor, die gezielt zwei individuelle Tracks bauen, deren jeweilige Stems sich besonders gut kombinieren lassen. Stems richten sich in erster Linie an DJs und Produzenten. Es könnte jedoch auch für Musikhörer interessant sein, sich die nötige Hard- und Software zuzulegen, um sich in die Lage zu versetzen, störende Vocals aus einem ansonsten großartigen Track einfach zu entfernen.

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