(Gay, queer, femmes) Mitglied eines Kollektivs zu sein und wie es sich positiv auf deine Karriere auswirkt
- Bruce Levy
- 11 Oktober 2018, Donnerstag
Du bist aufstrebender Künstler? Aufmerksamkeit zu bekommen und den Durchbruch in der Musikindustrie zu schaffen ist nicht leicht, besonders, wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst. Natürlich hast du deine Onlinepräsenzen wie etwa deine Social-Media-Profile als Herzstück deiner PR-Aktivitäten, darüber hinaus gibt es jedoch viele so weitere Möglichkeiten, dass es schnell überwältigend wirken kann. Bevor du also einen Deal mit einem Label unterzeichnen kannst, willst du dein Schaffen vielleicht erst einmal in einem Szenekreis verbreiten – und das bietet sich besonders an, wenn du bereits Teil der queeren oder LGBT Community bist.
Heutzutage ist das Mitwirken in einem Künstlerkollektiv die gängigste Art für Nachwuchsmusiker, Erfahrungen zu machen und bekannter zu werden.2015 berichtete Thump bereits, wie Künstlerkollektive immer mehr die elektronische Musikszene bestimmen. Und Crack bescheinigt ihnen, „die hoffnungsvolle Zukunft der Dance Music“ zu erschaffen. Das klingt doch schon sehr ermutigend, deswegen wollen wir hier ein paar Initiativen aus Berlin, London, Paris und Lausanne vorstellen, um zu beleuchten, wie sie Künstler fördern.
Zuvorderst sind solche Gruppen für Musiker erst einmal Mittel, um Wissen auszutauschen, sich auszuprobieren und Spaß zu haben. Für die Künstler, die in der sozialen Hegemonie der Musikindustrie benachteiligt sind, bedeuten sie auch eine Möglichkeit, an Material zu kommen. Und ihr Selbstbewusstsein zu stärken.
2016 entschied das führende Onlinemagazin für elektronische Musik, Resident Advisor, seine jährliche Liste der 100 besten DJs einzustellen. Das eklatante Fehlen von Diversität habe die Redaktion zu diesem Schritt veranlasst, so ihre Begründung. Die Zeiten ändern sich langsam, aber Frauen und Minderheiten sind in der medialen Berichterstattung noch immer stark unterrepräsentiert und müssen sich bis heute gegen alte Stereotypen ankämpfen. Und sich noch immer fast täglich Kommentare der Art „Nicht schlecht für eine Frau!“ anhören.
Randam – Hauptsache, ihr habt Spaß
Ramdam ist ein in Paris ansässiges Kollektiv von Musikern und Visual Artists aus der Stadt und den Banlieus. Laut dem Manifest der Gruppierung ist sie entstanden aus „dem geteilten Bedürfnis, verschiedene Ausdrucksformen unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen.“ Für die Fotografin und Setdesignerin des Kollektivs, Eva Van Der Horst, bedeutet Ramdam im Wesentlichen, dass sich die Gruppenmitglieder wechselseitig inspirieren: „Wir waren nur ein paar Freunde, die nach einem Ort gesucht haben, unsere Arbeiten zu zeigen, aber zuallererst wollen wir zusammen eine gute Zeit verbringen. Mein Rat wäre, vergesst nicht, mit euren Freunden Spaß zu haben und unterstützt und bestärkt euch gegenseitig.“
No Shade
No Shade rund um Linnea Pamestal will Frauen, transgender, queeren und nichtbinären Menschen dazu verhelfen, ihr Stück vom Kuchen abzubekommen. Das Kollektiv aus Berlin stellt Equipment und Räumlichkeiten zur Verfügung, damit die Mitglieder ihre DJ-Skills ausbauen können, bei Bedarf bekommen sie auch kostenlose Anleitung durch die Tutoren. Gegründet 2017, profitiert No Shade von öffentlicher Förderung und arbeitet derzeit mit 15 Künstlern. Legendär sind ihre Partys in der Berliner Club-Institution Acud Macht Neu, wo die lokale Avantgarde sich einfindet, um zu fordernden Clubsounds abzugehen.
Pxssy Palace – Transgender im Fokus
In London leitet Nadine Artois eine Eventreihe nach dem Vorbild von No Shade. Mit einem Schwerpunkt auf die Hip-Hop-Kultur und Women of Color, werden die Pxssy Palace Partys, die in East London steigen, durch Fundraising unterstützt, damit die Transgender-Gäste am Ende der Nacht alle ein Taxi nach Hause nehmen können. Ein luxuriöses Geschenk? Mitnichten, denn laut einer Studie der LGBT-Hilfsorganisation Stonewall und einem aktuellen Bericht in The Independent musste man im UK einen starken Anstieg gewalttätiger Übergriffe gegen Trans* People of Color beobachten. Keine guten Aussichten für Nachtschwärmer.Umso besser, dass Pxssy Palace einen geschützten Ort für dieses gefährdete Klientel schafft.
Où Êtes-vous toutes ? Die Stadt erobern
In Lausanne versammelt Où Êtes-vous toutes ? die nächste Generation der Feierwütigen. Im Selbstverständnis, „Freiräume und Kultur abseits der herkömmlichen Strukturen“ zu schaffen, vermischen die Beteiligten bei ihren Partys World Music, Techno und zahlreiche andere musikalische Genres, oftmals in Zusammenarbeit mit anderen Kollektiven. Ihr Ziel, die ehemalige Industriestadt Lausanne zu rehabilitieren, geht einher mit sozialem Aktivismus, und vor allem sind stehen ihre Partys allen Menschen gleichermaßen offen.
Music collectives are often reflective of a community’s ideology and need to exist within the music industry’s homogenous social landscape. If you're struggling to make it by your own, being part of a music collective doesn’t mean it will get you to the Grammy’s. But if making music is about having fun, collectives will always be there as a reminder.