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Radio für Musiker – die Fakten

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Radio

Im Streaming-Zeitalter ist oft davon die Rede, dass Radio überflüssig werde, schließlich können sich Fans selbst entscheiden, was sie hören wollen, ohne dem Geschwätz eines DJs lauschen oder Leider, die ihnen nicht gefallen, ertragen zu müssen. Wer einen Premium-Preis für ein Abo bei Spotify, Apple Music, Deezer oder Tidal zahlt, hört nicht einmal Werbung. Es gibt jedoch nach wie vor einen Grund, weshalb Nummer-eins-Hits im Radio gespielt werden, und zwar nicht zu knapp.

Sehen wir uns beispielsweise Lukas Grahams „7 Years“ an. Der Song verbrachte fünf Wochen an der Spitze der UK-Charts und kam in Großbritannien auf mehr als 60.000 Rotationen. Der Song wurde am 4. Februar veröffentlicht und erreichte am 18. Februar Platz 1. Es ist kein Zufall, dass die Rotation in der Woche zuvor ihren Höchststand erreichte. Die Leute hörten den Song im Radio und eilten daraufhin zu den Streaming-Diensten und iTunes, um mehr davon zu hören, was den Titel in den Charts nach oben katapultierte. Man würde meinen, Beyoncés Überraschungs-Track „Formation“ – ihre erste Single-Veröffentlichung seit November 2014 – hätte es ebenfalls an die Spitze geschafft. Da es sich jedoch nicht um eine offizielle Single handelte wurde der Song nicht in die Playlists der Radiostationen aufgenommen und hat bis heute in Großbritannien gerade mal 287 Plays erzielt. Keine Chartsplatzierung. Wer einen Top-10-Hit will, braucht die Unterstützung des Radios. Wie kommt man da also rein?

Playlisting

Den sogenannten Radio-Pluggern wird bei den meisten Kampagnen zu einer neuen Musik-Veröffentlichung eine tragende Rolle zuteil. Sie sind es, die über Beziehungen mit den Radio-DJs sowie die Geduld verfügen, zahlreiche E-Mails zu verschicken und ebenso viele Telefonate zu führen, um für die Aufnahme eines Tracks in eine Playlist zu argumentieren. In wöchentlichen Meetings mit den Entscheidungsträgern und Programmplanern entscheidet man sich bei der Radiostation anschließend für eine Auswahl der Musik, die ihnen angeboten wurde. Jeder Song wird diskutiert bis man sich darüber einig ist, ob er gespielt werden sollte und wenn ja, wo und wann? Eingängige Popsongs schaffen es in der Regel ins Tagesprogramm der populären Radiostation. Andere Genres wie Country, Rock oder klassische Musik werden eher für spezialisierte Sender und Shows reserviert.

Einen Plugger einzustellen kostet jedoch Geld, und zwar eine Menge. Talib Kweli sagte, dass die Radiopromoter für urbane Musik in den USA zwischen 15.000 und 100.000 US-Dollar von Künstlern und Labels verlangen, nur um eine Single im Radio zu platzieren. Unwahrscheinlich, dass es auf der ganzen Welt so aussieht, aber die Kosten sind einer der Gründe, weshalb ein Manager in der Regel den Vorrang erhält, wenn es um Personalentscheidungen geht. Und ein guter Manager wird dir schon sagen, ob du einen Radio-Plugger überhaupt brauchst.

Lokalhelden

Bevor es soweit ist, solltest du jedoch herausfinden, welche Radiostationen lokale Talente fördern. In Großbritannien ist die BBC sehr Aktiv, wenn es um den Support neuer Musik geht und verfügt über eine Reihe von Ventilen für Künstler ohne Labelvertrag und den Nachwuchs. Introducing oder In New Music We Trust sind nur zwei Beispiele. Es kann nicht schaden, ähnliche Verfechter neuer Musik auch in deinem Gebiet ausfindig zu machen. Es kann sich dabei auch um Angebote wie Amazing Radio handeln, das ausschließlich online zu hören ist und sich neuer, unabhängig veröffentlichter Musik widmet (und dabei exzellenten Geschmack demonstriert).

BBC Introducing hat ein Online-Portal, wo Künstler aus Großbritannien ihre Musik hochladen können. Lokale DJs hören sich die Musik an, die besten Songs werden On Air gespielt. Wenn sie außergewöhnlich gut sind, erhalten sie darüber hinaus weitere wertvolle Promo. Jake Bugg, Catfish & The Bottlemen, Jack Garratt, Royal Blood und Little Simz zählen zu denen, die vor ihrem Durchbruch auf Introducing zählen konnten.

Wenn du dich dazu entscheidest, deine Musik bei einem solchen Portal einzureichen, gehe sicher, dass sie so gut wie möglich ausproduziert ist. Es sollte sich um das Beste, was du je gemacht hast, handeln und dich als Künstler widerspiegeln. Die Konkurrenz ist groß. Steche hervor!

On Air/On Sale

Wann landen Tracks beim Radio? Vereinfacht gesagt und auf Großbritannien bezogen reichen Universal, Warner und Sony ihre Tracks am Tag der Veröffentlichung ein. Es handelt sich dabei um eine Strategie, die als On Air/On Sale bezeichnet wird. Es gibt Ausnahmen: Labels können sich entscheiden, einen Track schon vor Release einzureichen, um die Nachfrage und damit die Chancen auf einen hohe Chartsplatzierung zu steigern (heutzutage benötigen die meisten Tracks einige Wochen, um ihre Höchstplatzierung zu erreichen). Dieser Weg hat sich für das Indie-Dance-Label Ministry of Sound ausgezahlt, das im September und Oktober der Vorjahres zwei Nummer-eins-Singles feierte: Sigalas „Easy Love“ und KDAs „Turn The Music Louder“. Die zwei Tracks waren schon Monate vor Veröffentlichung – im Juni bzw. April – im Radio zu hören.

On Air/On Sale sollte ursprünglich Piraterie eindämmen. Die Begründung lautete, dass ein Track, der zeitgleich im Radio und im Laden/Download-Shop/Streaming-Dienst landete, nicht illegal heruntergeladen würde, da ja legale Alternativen bestünden. Am Ende des Tages ist es deine Entscheidung bzw. die deines Managers und/oder Radio-Pluggers, welche Strategie für dich am besten Funktioniert.

Der große Wurf

In den Playlists der Riesen wie BBC Radio 1, Capital FM oder gar US-amerikanischer Sender (wo alles noch mal ein Stück größer und unübersichtlicher ist) zu landen, ist ein Glücksspiel. Nur weil du und dein Plugger glauben, ein Track habe Sendezeit verdient, heißt das nicht, dass die Programmplaner euch zustimmen. Zudem werden sie mit hunderten (vielleicht tausenden) anderen Anfragen bombardiert. Warum sollten sie sich für dich entscheiden? Du kannst dich nicht darauf verlassen, weshalb es so wichtig ist, sich eine Online-Präsenz aufzubauen, unaufhörlich zu touren und sich über Jahre von Radios und Labels unabhängig zu machen. Wenn Letztere doch Interesse zeigen, ist das ein Bonus.

Das Tolle am Internet ist die Möglichkeit, eine Menger Hörer zu erreichen, ohne erst die „Torwächter“ beim Radio passieren zu müssen. Zumindest solange du bereit bist, die Strapazen, die damit einhergehen, auf dich zu nehmen. Wenn du jedoch größere Ambitionen hast, ist Radio, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, immer noch eine unersetzliche Komponente bei der Promotion populärer Musik.

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