Wir wagen zu behaupten, dass kaum etwas das Gefühl übertrifft, auf die Bühne zu gehen und deine Musik vor deinen Fans zu spielen. Viele Musiker fürchten sich jedoch vor der Phase, die dem Auftritt vorausgeht. Wie organisiere ich meinen Auftritt? Wo wird er stattfinden? Und vor allem: Wie bringe ich die Leute dazu, zu kommen? Das sind nur einige der Fragen, die sich Künstler*innen oft stellen, bevor sie live spielen dürfen.
Während unser Guide zum Während unser Guide zum Planen deiner ersten Tournee auf die ersten beiden Fragen eingegangen ist, konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf die letzte Frage: Wie können unabhängige Künstler*innen effektiv Konzertkarten verkaufen? Lass uns gleich loslegen!
1. Wähle die Plattform, über die du deine Tickets verkaufen willst
Um deine Tickets zu verkaufen, musst du zuerst herausfinden, welche Ticketverkaufs- oder RSVP-Plattform du nutzen möchtest. Nur ein kleiner Hinweis: Es muss nicht unbedingt Ticketmaster sein.
Die Ticketmaster-Kontroverse 2022
Die meisten von euch haben wahrscheinlich von dem Debakel bei Ticketmaster im letzten Jahr gehört, als Taylor Swift ihre Tickets für den amerikanischen Teil ihrer gefeierten Eras Tour verkaufte. Während am ersten Tag des Vorverkaufs insgesamt 2,4 Millionen Tickets verkauft wurden, mussten viele Fans durch die "Hölle" gehen, um die Tickets tatsächlich zu kaufen.
Es gab Pannen und Fehlfunktionen auf der Website (Fans wurden von den Tickets ausgeschlossen und von der Seite geworfen), lächerliche Ticketpreise und Gebühren und angeblich einen sehr schlechten Kundenservice. Zu allem Übel hat Ticketmaster zwei Tage nach Beginn des Vorverkaufs den allgemeinen Verkauf für alle US-Konzerte (insgesamt 52 Shows) wegen "unzureichender" Bestände abgesagt.
Die Wiederverkaufspreise von Tickets für eines der Taylor Swift's Eras Tour Konzerte (Quelle: Insider)
In der Folge wurde die Plattform von mehreren Fans wegen zahlreicher Verstöße wie Preisabsprachen, Betrug, Kartellrecht und vorsätzlicher Täuschung verklagt. Außerdem wurde Ticketmaster in einer Anhörung vor dem Justizausschuss des US-Senats verurteilt und musste sich bereit erklären, alle unerwünschten Gebühren abzuschaffen und den Kunden alle Kosten im Voraus zu nennen.
Nach all diesen Ereignissen sollte man meinen, dass Künstler*innen sich einfach überlegen, nicht mehr mit Ticketmaster zu kollaborieren. Leider ist das nicht so einfach. Schließlich wird Ticketmaster/Live Nation nicht umsonst als Monopolist bezeichnet.
Die Wahrheit ist, dass vor allem in den USA viele Veranstaltungsorte, insbesondere Stadien und Arenen, exklusive Verträge mit Ticketmaster haben. Das bedeutet, dass Künstler*innen, die an diesen Orten auftreten, sich damit einverstanden erklären, die Plattform als Verkäufer zu nutzen.
Auch die Künstler*innen haben oft exklusive Partnerschaften mit dem Unternehmen, so dass die Fans ihre Tickets meist nur über Ticketmaster kaufen können.
Glücklicherweise gibt es immer noch eine Fülle unabhängiger Konzertveranstalter, die nicht unbedingt mit Live Nation zusammenarbeiten (sie haben keinen Exklusivvertrag) oder die eine Zusammenarbeit mit Live Nation rundweg ablehnen. Es gibt auch viele Orte, die vielleicht nicht besonders veranstaltungsorientiert sind, aber gerne Aufführungen und Konzerte veranstalten.
Solche Orte ermöglichen es dir, die Ticketverkaufsplattform zu wählen, die dir gefällt, und die Kontrolle darüber zu übernehmen, wie du dein eigenes Live-Ticketing organisierst. Du fragst dich vielleicht, welche anderen Plattformen es noch gibt?
Eventbrite ist in der Welt der unabhängigen Veranstaltungsorte und Künstler*innen sehr beliebt und bietet neben einer Ticketing-Plattform auch Marketing-Tools, Datenanalysen und Event-Management-Tools. Außerdem können Nutzer*innen zwischen verschiedenen Tarifen wählen, die sowohl für Anfänger*innen als auch für etablierte Musiker*innen zugänglich sind. Mit dem Flex-Tarif zum Beispiel zahlst du, je nachdem, wie viele Tickets du verkaufst (Veranstaltungen mit bis zu 25 Tickets sind kostenlos).
Wenn du regelmäßig Veranstaltungen durchführst, was auch bei dir der Fall sein könnte, kannst du auch die Tarife Pro und Premium abonnieren und von zusätzlichen Marketing- und Organisationsvorteilen profitieren.
Eine Sache, die du beachten musst, ist, dass Eventbrite nicht überall verfügbar ist, also informiere dich vorher, ob du die Plattform an deinem Standort nutzen kannst.
Als multifunktionale Plattform ermöglicht Bandsintown Musikern, sich um alles zu kümmern, von der Veröffentlichung und Promotion von Veranstaltungen über die Verwaltung und Einbindung ihres Publikums bis hin zur Verkaufsförderung.
Das Besondere an Bandsintown ist seine Integrationsfunktion, mit der Nutzer*innen ihr Bandsintown-Konto mit ihren Konten auf anderen Plattformen wie Shopify, Linktree, Shazam oder Facebook synchronisieren können. Auf diese Weise werden deine Veranstaltungen auf einer Vielzahl von Websites und Plattformen sichtbar und du kannst deine Reichweite maximieren. Und was noch besser ist: Alle Dienste sind für Künstler*innen völlig kostenlos.
Andererseits kann die Plattform angesichts der vielen Tools und Funktionen chaotisch und schwer zu navigieren sein. Wir empfehlen dir, die Artikel im Help Center zu lesen, besonders wenn du gerade erst anfängst.
Eventim ist ein deutsches Unternehmen, das vor allem in europäischen Ländern wie Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Bulgarien tätig ist. Über die Plattform können Nutzer*innen nicht nur Veranstaltungen veröffentlichen und Tickets online verkaufen, sondern auch eigene Sitzpläne erstellen, ihre Besucherzahlen und Verkäufe tracken, Promotionen (einschließlich Promotion-Codes) erstellen und Tickets am Tag der Veranstaltung "an der Tür" verkaufen.
Genau wie Bandsintown kannst du die Veranstaltung(en) auch mit deinem Facebook-Konto synchronisieren, um sie zu promoten. Das war's dann aber auch schon mit der Plattformintegration. Die Nutzung von Eventim Light ist außerdem völlig kostenlos.
Wix, Bandzoogle oder andere Website-Builder
Neben Anbietern, die sich ausschließlich auf den Ticketverkauf konzentrieren, gibt es auch Plattformen für die Erstellung von Websites, die eine solche Funktion anbieten. Man könnte also sagen, dass sie zwei Ziele mit einer Aktion erfüllen, indem sie den Nutzer*innen ermöglichen, sowohl eine Künstler*innen-Website zu erstellen als auch eine Veranstaltung über sie zu vermarkten.
Jeder Seitenersteller bietet eine Vielzahl von Diensten und Funktionen an, so dass es an dir liegt, denjenigen zu wählen, der deinen Bedürfnissen entspricht. Bedenke aber, dass die Erstellung deiner Künstler*in-Seite mit solchen Plattformen ziemlich schwierig und komplex sein kann.
2. Mache die Tickets leicht zugänglich
Du hast eine Ticketverkaufsplattform ausgewählt, deine Veranstaltungen erstellt und bist bereit, den Verkauf zu starten. Jetzt musst du nur noch einen Weg finden, wie du die Tickets für dein Publikum zugänglich und einfach zu kaufen machst. Egal, auf welcher Plattform du deine Künstler*in-Seite betreibst, achte darauf, dass du den Bereich "Tour" einfügst und deine Tourdaten hinzufügst, sobald sie bekannt gegeben werden. Wenn es mit dem jeweiligen Page Builder möglich ist, kannst du deine Tourdaten präsentieren oder direkt auf deiner Homepage verlinken.
Außerdem ist es wichtig, dass deine Künstler*in-Seite zusammen mit der Verkaufsplattform für mobile Käufe optimiert ist. Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 kaufen rund 45 % der Verbraucher/innen weltweit mindestens einmal am Tag Produkte über ihr Handy ein. Allein in den USA nutzen ¾ der Amerikaner ihr Smartphone, um Dinge online zu kaufen. Teste daher alles, was du eingerichtet hast, im Voraus, um sicherzugehen, dass es auf dem Handy gut und reibungslos läuft.
Das ultimative Ziel ist es, jede Phase des Kauferlebnisses für den Kunden so einfach wie möglich zu gestalten. Wenn sich das Einlegen des Tickets in den Warenkorb und das Auschecken zu kompliziert anfühlen, brechen manche Kunden die Transaktion ab und lassen es bleiben (vor allem, wenn sie keine großen Fans von dir sind).
Der Einsatz eines Smartlink-Tools wie Linktree, ToneDen oder unsere eigenen Release Pages kann ebenfalls eine gute Idee sein, um deinen Fans den Zugang zu den Konzerttickets zu erleichtern und sie gleichzeitig zu anderen Zielen wie Streaming-Plattformen, einem Merch-Shop, sozialen Medien usw. zu führen.
3. Nutze deine Mailingliste
Die Mailingliste eines Künstlers/einer Künstlerin gilt immer noch als wertvolle Quelle für seine/ihre treuen Fans. Oft sind es Menschen, die sich für deinen Newsletter angemeldet haben (um Zugang zu Neuigkeiten zu bekommen und deine neue Musik als Erste zu hören) oder die in deinem Shop eingekauft haben, um Merchandise-Artikel oder Tickets für deine letzten Konzerte zu kaufen.
Diese Personen sind diejenigen, die am ehesten Interesse zeigen und zu deinen Konzerten kommen werden. Deshalb verdienen sie auf jeden Fall deine Aufmerksamkeit. Versende unbedingt eine spezielle E-Mail an alle Personen auf deiner Mailingliste, in der du sie offiziell zu deinen Konzerten einlädst. Etwas, worauf du besonders achten musst, ist der Betreff der E-Mail (er muss einprägsam sein, um Aufmerksamkeit zu erregen) und die Optik des Newsletters, damit der Inhalt der E-Mail lesbar und ansprechend ist.
4. Mach deinem treuen Publikum ein besonderes Angebot
Apropos treue Fans: Der Verkauf von Tickets für deinen Gig kann eine gute Gelegenheit sein, ihnen eine besondere Wertschätzung entgegenzubringen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten - sowohl in Bezug darauf, wen du belohnst, als auch in Bezug darauf, wie du sie belohnst. Du kannst die Tickets zu einem vergünstigten Preis anbieten oder zusätzlich zu einem gekauften Ticket ein besonderes Geschenk überreichen. Bei dem Geschenk kann es sich z. B. um ein physisches Produkt, einen Merch-Artikel von dir oder einen frühen Zugang zu deinem noch nicht veröffentlichten Track handeln.
Generell gibt es keine bestimmten Regeln, was du tun oder lassen solltest, wenn es darum geht, dich bei deinem treuen Publikum zu bedanken. Entscheide dich einfach für das, was dir gut gefällt und von dem du denkst, dass es bei deinen Fans ankommt (manche Künstler*innen bauen Easter Eggs, also versteckte Features oder Botschaften, ein, die bei den Fans gut ankommen). Denk daran, dass für deine treuen Fans die Geste, mit der du ihnen deine Dankbarkeit für ihren Support und ihre Liebe zeigst, oft wichtiger ist als die Art der Belohnung selbst.
Was auch immer du verschenken willst, du kannst es den Abonnenten deines Newsletters, den Musikfans oder deinen Fans in den sozialen Medien anbieten, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Wie du sicher schon weißt, sind die sozialen Medien der Hit, wenn es um Marketing und Promotion geht. Plattformen wie Instagram, Facebook, TikTok oder Bandcamp und Musik-Communities (wie unser iMusician Forum) können auch für den Verkauf von Konzertkarten von großem Nutzen sein.
Generell bieten dir die sozialen Medien die Möglichkeit, deine Fans besser zu erreichen und Menschen anzusprechen, die sich für deine Musik interessieren könnten. Du kannst mit den Grundlagen beginnen, indem du eine Facebook-Veranstaltung erstellst und deine Fans und Freunde einlädst, die den Link mit allen weiteren Details teilen können.
Anschließend kannst du deinen Gig bzw. deine Gigs weiter promoten, indem du relevante Inhalte auf Plattformen erstellst, die für deine Zielgruppe am sinnvollsten sind. Solche Inhalte können In-Feed-Posts, Instagram und Facebook Stories, IG Reels, Videos, Live-Streaming usw. sein.
Bevor du mit dem Posten beginnst (und idealerweise auch, bevor du die Shows ankündigst), solltest du sicherstellen, dass die von dir erstellten Inhalte in Bezug auf das Bildmaterial und die bereitgestellten Informationen konsistent sind. Deine Beiträge sollten visuell ansprechend und leicht verständlich sein und gleichzeitig deine Musik und deine Künstler*in repräsentieren. Vor allem musst du sicherstellen, dass sie klar und wahrheitsgetreu darüber informieren, wie Fans deine Konzertkarten kaufen können. Denk daran, dass es vor allem darum geht, deinen Fans den Kauf so einfach wie möglich zu machen.
Außerdem kannst du deine Posts (In-Feed-Bilder und -Videos) verstärken, indem du Facebook-, Instagram- oder sogar TikTok-Anzeigen schaltest, die auf Menschen abzielen, die in oder in der Nähe des Ortes des/der Gigs leben und die ähnliche Musik wie du mögen. Dafür ist es wichtig, dass du Inhalte erstellst, die deine Art von Musik perfekt demonstrieren und so effektiv Leute zu deinen Auftritten locken können. Eine Videomontage deiner bisherigen Auftritte oder der Band beim Üben (falls du noch keinen professionellen Gig hattest) könnte eine gute Lösung sein.
Ein abschließendes Wort: Setz dich nicht unter Druck
Da der Ticketverkauf an sich schon eine stressige Erfahrung ist, solltest du dich nicht noch mehr unter Druck setzen, indem du dich zu sehr auf die möglichen Einnahmen konzentrierst. Wir wissen, dass es wichtig ist, Einnahmen aus dem Ticketverkauf zu erzielen, vor allem, weil du mit deinem Beruf deinen Lebensunterhalt verdienen willst. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass jeder Fortschritt Zeit braucht.
Wenn du es schaffst, das Interesse der Leute zu wecken und sie zu deiner Show kommen zu lassen, hast du bereits Erfolg, und jeder Erfolg verdient es, anerkannt und gefeiert zu werden. Vergiss nicht, dass das ultimative Ziel hinter jeder Show sein sollte, durch deine Performance eine Verbindung zu deinen aktuellen und potenziellen Fans herzustellen. Je mehr Erfahrung du hast, desto mehr Leute werden zu deinen Gigs kommen und desto mehr Geld wirst du am Ende einnehmen!