Wie du deinen YouTube-Kanal bearbeiten und optimieren kannst
- Rhian Jones
- 12 August 2014, Dienstag
von Rhian Jones
YouTube ist für Musiker und Musikerinnen kaum wegzudenken. Du kannst nicht nur Videos, Tracks und Behind-The-Scenes-Material hochladen, sondern du kannst all das auch noch in deinem eigenen YouTube-Kanal zusammenfassen. Und weil das Netz nun einmal ein Übermaß an Informationen mit sich bringt, ist es enorm wichtig, dass du es deinen Fans leicht machst, sich in deinen Inhalten zurechtzufinden, damit sie problemlos entdecken können, was sie gern hören oder sehen möchten.
Bald werden Urheber von Inhalten mit Hilfe einer eigenen App ihre Kanäle und Fan-Konversationen von ihren mobilen Gerät aus managen können. Diese neueste Entwicklung könnte auch mehr Geld bedeuten. Es gibt Pläne, dass Urheber von Videos zukünftig Zahlungen von Zuschauern direkt annehmen können sollen. Wie nun gestaltest du deinen Kanal, damit es sich auch lohnt, ihm zu folgen? Nehmen wir zum Beispiel einmal Kieran Doyle, YouTubes Partner Manager. Doyle hielt beim IMS auf Ibiza im Mai einen aufschlussreichen Vortrag, bei dem er eine Menge praktischer Ratschläge gab, wie man einen YouTube-Kanal erstellen und das Beste aus ihm herausholen kann.
Hinweis: Weitere Informationen findest du in unserem vorherigen Artikel über YouTube-Kanal Optimierung und Content-ID ; du kannst auch unsere YouTube Monetarisierung versuchen.
Entwirf eine Identität: Kanaldesign
Das Erste, was deine Fans sehen werden, ist deine Kanalseite. Deshalb solltest du dort alle Informationen aufführen, die man braucht, um in aller Klarheit zu verstehen, was für ein Erlebnis einen auf deinem Kanal erwartet. „Es geht um deine Identität, dein Schaufenster“, erläutert Doyle. Du kannst unglaublich viele Anpassungen vornehmen, um ihn individuell zu gestalten und deine Arbeit zu promoten.
Dein Kanalbanner ist das Bild, das sich über den oberen Seitenabschnitt erstreckt und das auf allen deinen Geräten erscheinen wird: auf den Tablets, den angeschlossenen TV-Geräten und auf den Mobiltelefonen. Du kannst es einsetzen, um für deine neueste Veröffentlichung, für eine Veranstaltung oder für einen kommenden Release zu werben. Weiter unten auf der Seite gibt es einen Kanal-Trailer. Dieses Video kann auch von Leuten angesehen werden, die deinen Kanal noch nicht abonniert haben – hier kannst du zeigen, worum es bei deinem Kanal geht. „Lass sie wissen, was für Inhalte auf sie zukommen, gib ihnen einen Grund zurückzukehren und deinen Kanal zu abonnieren und die Videos anzuschauen“, sagt Doyle.
Playlists gliedern deinen gesamten Content, den sich die Leute ansehen können, während die „Angesagten Kanäle“ beispielsweise Sublabels, andere KünstlerInnen oder Leute, mit denen du kollaborierst, beinhalten könnten. Triff diesbezüglich weise Entscheidungen. Vergiss nicht, dass alles auf YouTube deine Marke repräsentiert – und die sollte in sich stimmig sein.
Lass deine Fans hineinhören: normale und ungekürzte Uploads
Am allerwichtigsten ist es, aktiv zu bleiben, denn so schauen Abonnenten immer wieder vorbei, um mehr zu sehen. Gegenwärtig ist YouTubes Homepage ziemlich personalisiert und auf die Videos zugeschnitten, die Nutzer sich angesehen haben. Je aktiver Kanal-Manager sind, desto größer ist die Chance, dass sie auf dieser Homepage auch gefeaturet werden. Es müssen keine vollständigen Tracks sein – Remixes, Rohmaterial oder Teaser reichen auch schon aus.
Ein beliebter US-amerikanischer Musikkanal hat damit angefangen, mindestens ein Video pro Monat in Verbindung mit ihrem aktuellen Album-Realease hochzuladen. Mit Zunahme der Häufigkeit ihrer Uploads, sind ihre monatlichen Abonnenten-Zugriffe um durchschnittlich saftige 320% angestiegen.
Weitere Informationen, finden Sie in unserem Interview mit Ola Englund, dessen YouTube-Kanal verfügt über mehr als 70 000 Abonnenten.Öffne deinen Backstage-Bereich: Exklusiv-Content
Es geht nicht nur um Musik. Videos, Trailer und Behind-The-Scenes-Material – das sind alles Möglichkeiten, die dich als Künstler oder Künstlerin deinen Fans näherbringen. Wie wär's, wenn du deine Fans einmal ins Studio mitnimmst und ihnen zeigst, wie du einen Song produzierst oder du nimmst sie vor oder nach einem Autritt mit Backstage? Schau mal bei Protocol Recordings Kanal vorbei, wo es eine Serie über die Making-ofs ihrer Musikvideos gibt, oder auch Deniz Koyu, der auf Axtone TV offenbart, wie er seinen Track Ruby aufgenommen hat.
Präsentiere das Erlebnis: Live-Sets und Festivals
Das Live-Streamen von Auftritten für Fans wird immer beliebter. Du kannst Inhalte erstellen, die das komplette Erlebnis deines Konzerts einfangen und so das Live-Gefühl für diejenigen reproduzieren, die entweder nicht da sein können oder für die, die es noch einmal erleben wollen. Mitten im fließenden Verkehr ist es dennoch wichtig vorauszudenken: man benötigt Teaser und Trailer, um Leute für den Live-Stream zu interessieren, und zwar während er im Gange ist. Du könntest dir sogar Aufrufe von Orten einfangen, von denen du das nie gedacht hättest. Auf das Video von Q-dances Abschlussritual beim Defqon Festival wurde von den Niederlanden, von Deutschland, Frankreich und Mexiko aus zugegriffen. Von Antigua und Barbuda, der Karibik, den Niederlanden, Martinique und dem Sudan aus wurden für die Videos eine erhöhte Wiedergabedauer, sowie ein gesteigertes Wiedergabeverhalten verzeichnet.
Timing!
Es ist extrem wichtig, dass du dir einen Plan machst – einen Zeitplan, wann du welche Inhalte erstellst und veröffentlichst, um eine engagierte Fanbase aufzubauen. Spinnin’ Records lädt täglich hoch. Fürs Promoten und für die Premieren von neuen Videos setzt sich die Firma Timelines von 8-12 Wochen, was bedeutet, dass immer jeweils etwa 50 Timelines parallel laufen. Plane die Ankündigung deines Albums, die Premiere deines Videos, deiner Sampler, Trailer und Teaser und stelle sicher, dass du Playlists verwendest, damit die Navigation durch deine Inhalte reibungslos verlaufen kann.
Kreiere einen Hype: Optimierung von Trümpfen und Samplern
Oft haben die älteren Videos die höchste Anzahl von Aufrufen, weshalb sie auf deinem Kanal am prominentesten platziert werden. Verwende Anmerkungen, um die Zuschauer von dort aus zu deinen aktuellsten Arbeiten und zum Video deiner Wahl zu dirigieren. Nutze deine besten Titel, um das Interesse für anstehende Veröffentlichungen und Veranstaltungen zu wecken. Trailer, Albumpräsentationen (auf Engl. sogenannte „first listens“) und Sampler-Videos können zum Beispiel Spannung erzeugen und Vorfreude aufbauen. Wenn du den Hype zu kreierst und bereits währenddessen ein Track an Fahrt gewinnen sollte, obwohl er erst noch veröffentlicht werden muss, könnte es sein, dass die Metadaten das Musikvideo bei der eigentlichen Veröffentlichung in den Suchergebnissen nach oben treiben – du solltest also immer updaten und Informationen darüber einfügen, wo die Zuschauer den Track, wenn die Veröffentlichung ansteht, kaufen können.
Lass dich leicht finden
Metadaten sind laut Doyle „ausschlaggebend“ und nachdem ein Video hochgeladen ist, bleibt noch viel zu tun, damit wirklich das Optimum herausgeholt werden kann. YouTube kennt weder die KünstlerInnen zu den einzelnen Videos, noch Album oder Genre. Je mehr relevante Metadaten du also mit angibst, desto besser. Zwei Funktionen, die mit Hilfe von gut gepflegten Metadaten ausgelöst werden können sind zum einen die automatisch generierte Künstler-Kanäle, die in den Suchergebnissen auftauchen und zum anderen Musikkarten, die aufgrund der Videobeschreibungen die Zuschauer dazu anregen, Titel zu kaufen. Titel, Beschreibung und Tags – darum geht es bei den Metadaten. Der Titel sollte eine klare Vorstellung vermitteln, um was für ein Video es sich handelt (z.B. Video oder Live-Auftritt?), die Beschreibung geht etwas mehr in die Tiefe und sollte auch die Social-Media-Links enthalten. Die Tags sollten eine umfassende Liste eines jeden Stichwortes darstellen, welches für das Video von Relevanz ist – aber auch nicht zu viele. “Das Schlimmste ist, wenn du Unmengen von irrelevanten Stichwörtern einfügst, weil du einfach nur soviel Onlineverkehr wie möglich generieren willst”, sagt Doyle.
„Wenn du mit so etwas anfängst, wirst du beobachten können, wie Leute auf dein Video stoßen, merken, dass es für sie irrelevant ist und dann wegklicken, noch bevor sie das ganze Video gesehen haben. Das ist überhaupt nicht gut für die Suchergebnisse und für die Algorithmen.“ Eine Liste mit Standardwörtern und Beschreibungen kann dir beim Hochladen von Videos eine Menge Zeit ersparen.
Mach es wie ein DJ: Erstelle eigene Playlists
Im digitalen Zeitalter, in dem Musikfans fast uneingeschränkt auf alle Inhalte zugreifen können, werden Playlists und das Kuratieren von Inhalten immer wichtiger. Wenn du dir als Kurator oder Kuratorin einen Namen machst, wird das die Leute auf deinen Kanal aufmerksam machen. Stelle also Videos zusammen von anderen KünstlerInnen, die dir gefallen, von Leuten, mit denen du gern kollaborieren würdest und von allem, das mit dir und deiner Musik zu tun hat – sei es ein Kollege oder eine Kollegin vom Label oder ein Act, der bei einem Auftritt von dir auch mit auf dem Programm steht (denke aber immer an die Qualitätskontrolle: du solltest wirklich mit den MusikerInnen in Verbindung gebracht werden wollen und sie nicht nur aussuchen, weil sie eine große Fanbase haben). Bei YouTubes Analytics kannst du einsehen, wie häufig eine bestimmte Playlist aufgerufen wird und was für Zuschauer sie anzieht. Du kannst also Verschiedenes ausprobieren und herausfinden, was am besten funktioniert. Das Dance-Label Ministry of Sound erstellt Playlists, die mit ihren Veranstaltungen, Veröffentlichungen und KünstlerInnen zu tun haben, sowie Playlists mit genrespezifischem Inhalt von anderen Kanälen – und sie updaten sie regelmäßig. Ihre Playlists generieren häufig bis zu 15% des Onlineverkehrs auf ihrem Kanal.
Lass das Live-Life länger leben: Clips und Pakete
YouTube-Nutzer haben sehr kurze Aufmerksamkeitsspannen. Deshalb musst du kreativ sein, damit du Interesse weckst – und es auch aufrechterhältst. Live-Inhalte können in kleine Häppchen aufgeteilt werden, die Highlights oder bestimmte Sets enthalten. Das Dance-Festival Tomorrowland postet Clips von spezifischen DJ-Sets aus ihrer Gesamtveranstaltung und die Beschreibungen der Clips erinnern an Filme, wie „unser Süßigkeitenladen, wo alle mal probieren können“ oder „das Icon, das die 'Ein-einziges-Mal-im-Leben-Erfahrung' auf der ganzen Welt verbreitet“. Anmerkungen können benutzt werden, um den Zuschauern zu zeigen, wie sie zu einer anderen Stelle des Streams springen können (hochgeladen als separate Videosequenz) oder zu einem bestimmten Titel deiner Set-Liste.
Erhöhe die Gesamtzahl der Besuche: Zuschauerbindung
Eine der einzigartigen Eigenschaften von YouTube ist, dass es unter anderem eine interaktive Plattform sein kann. Wenn jemand ein Publikum aufbauen will und möchte, dass es auch wiederkommt, ist es wichtig, zu interagieren. Das Reagieren auf Nutzerkommentare ist die wohl klassischste Variante, aber Hangouts auf Google+ mit deinen größten Fans kannst du auf deinem YouTube-Kanal als Live-Stream veröffentlichen und so im wahrsten Sinne des Wortes von deinem Schlafzimmer aus eine Frage-und-Antwort-Session führen. „Es ist eine einfache Möglichkeit, Leute dazu anzuregen, wiederum mit deinem Publikum zu interagieren. Das kann formlos vonstatten gehen und ist außerdem leicht einzurichten – da muss kein riesiger Produktionsaufwand betrieben werden”, fügt Doyle hinzu.
Eine andere Möglichkeit deine Zuschauer zu binden ist, sie ins Erstellen deiner Inhalte mit einzubeziehen. Protocol Recordings haben ein Musikvideo produziert, das auf Inhalten basierte, die von Fans eingereicht wurden – das Video wurde 91.000 Mal aufgerufen.
Vergrößere dein Publikum: Künstlerkollaborationen
„Wenn jemand zu mir kommt und sagt: 'Wir starten einen Kanal und würden gern wissen, wie wir am schnellsten 10/20/30/40.000 Abonnenten bekommen', ist das Erste, was wir darauf erwidern: 'Mit wem kannst du kollaborieren?'“, so Doyle.
Kollaborationen sind die einfachste Möglichkeit, deine Abonnentenzahl in die Höhe zu treiben und Leute wissen zu lassen, dass es deinen Kanal gibt. Du könntest Hangouts mit KünstlerInnen veranstalten, mit denen du kollaboriert hast und dabei könntet ihr über eure Zusammenarbeit reden und darüber, wie ihr die Musik aufgenommen habt. Deadmau5 und Imogen Heap haben einen Hangout gehostet, bei dem sie über Katzen und über ihren Titel „Telemiscommunications“ gesprochen haben, der am selben Tag veröffentlicht wurde. Du könntest dich sogar in Kanäle mit einklinken, die viele Abonnenten haben, die aber nicht unbedingt etwas mit Musik zu tun haben. Gibt es vielleicht Kanäle oder Personen, mit denen du in anderen Bereichen auf YouTube kollaborieren möchtest und die außerdem zu deiner Strategie passen würden? Der US-amerikanische House-Künstler Steve Aoki hat mit dem Hundetrainer Cesar Millan und der kanadischen Kochshow Epic Meal Time zusammengearbeitet. Der berühmte Blick über den Tellerrand könnte sich also lohnen.
Zapf deine Community an: Werbung über YouTube hinaus
Auch wenn dein Publikum deine Musik liebt, hat es möglicherweise noch nie von deinem Kanal gehört. Mach für deine YouTube-Inhalte auch über die Plattform hinaus Werbung, damit du mit Hilfe von anderen Social-Media-Plattformen wie Twitter, Facebook und Google+ die Interaktion auch auf deinen Kanal holst. Alle Plattformen sollten auf unterschiedliche Weise genutzt werden.
Auf Google+ kannst du beispielsweise mit Abonnenten über die Funktion „Top-Fans“ sprechen. Mit Hilfe dieses Tools kannst du eine Liste von Fans einsehen, die am meisten mit deinen Video-Inhalten durch Likes und Kommentare interagieren. Du kannst dir diese Top-Fans heraussuchen, sie zu deinem Google+-Circle hinzufügen und direkt mit ihnen ins Gespräch treten, sie wissen lassen, wann der nächste Release ansteht und ihnen so einen Anreiz geben, mehr mit deinem Kanal zu interagieren. Überprüfe, von wo aus der Onlineverkehr zu dir gelangt. Sollte es sich um einen Tastemaker-Blog handeln, der erfolgreich Werbung für dich macht, dann könnte das ein Grund sein, eine Kollaboration oder eine Partnerschaft mit dem Blog zu starten.
Schiebe Käufe, Tickets und Downloads an
Nutze deinen Kanal, um Zuschauer dazu zu bringen, deine Produkte anderswo zu kaufen – Tickets, Downloads und Merchandise. In einer Playlist könntest du einen zehnminütigen Mini-Mix deines Albums präsentieren und mit Hilfe von Anmerkungen könntest du zu Previews von bestimmten Titeln springen, welche einen Eindruck vermitteln, worum es im Album geht. Links zu iTunes sind ebenfalls essentiell, damit dort Musik oder Merchandise gekauft werden können. „All das sind Möglichkeiten der Zuschauerbindung, durch die Inhalte erstellt werden können, die einen Hype um einen Release aufbauen und die YouTube auf eine ziemlich holistische Weise nutzen”, sagt Doyle.